Erstellt am 07 Sep 2015 22:29
Zuletzt geändert: 22 Nov 2019 10:36
Achtung: Der Gemeinsame Bundesausschuss hat am 21.12.2017 die Aufnahme der so genannten "PSMA-PET-CT" bei Patienten im ersten PSA-Rezidiv in den Katalog der gesondert zu vergütenden Maßnahmen der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung § 116b SGB V (ASV-Versorgung) beschlossen. Dieser Beschluss ist mit Datum vom 26.04.2018 rechtskräftig geworden. Gemäß diesem Beschluss kann die 68GA-PSMA-PET oder PET/CT in der folgenden Situation im Rahmen der ASV-Versorgung erfolgen: Bei Patienten mit einem PSA-Rezidiv nach radikaler Prostatektomie (durch zwei Messungen bestätigter PSA-Wert >0,2 ng/ml) oder nach alleiniger Bestrahlung (durch zwei Messungen bestätigter PSA-Anstieg von >2 ng/ml über den postinterventionellen Nadir) eines lokalisierten Prostatakarzinoms, falls die Lokalisation des Rezidivs durch eine MRT Untersuchung des Beckens nicht möglich war und für den Patienten eine Operation oder Strahlentherapie im Falle eines lokalen Rezidivs in Betracht kommt. |
Wenn eine PET bei einem Prostatakarzinom-Patienten durchgeführt werden soll, muss die konkrete Möglichkeit einer therapeutischen Konsequenz mit nachvollziehbarem gesundheitlichen Nutzen für den Patienten gegeben sein.
Diesbezüglich sei auch verwiesen auf ein Editorial im "British Journal of Urology" von Prof. Heidenreich aus dem Jahr 2015.
Dort heißt es:
"There might be three clinical scenarios in which imaging studies might exert a significant impact on further treatment:
(1) salvage radiation therapy in men with PSA relapse after radical prostatectomy (RP),
(2) salvage RP after radiation therapy of the prostate and
(3) salvage pelvic lymphadenectomy in men with PSA relapse after RP or radiation therapy of the prostate."
Übersetzt:
"Vorstellbar sind drei definierte klinische Situationen, in denen eine erweiterte Bildgebung sinnvoll sein könnte:
(1) Salvage-Bestrahlung bei Männern mit biochemischem Rezidiv nach radikaler Prostatektomie,
(2) Salvage-Prostatektomie nach primärer Bestrahlungstherapie der Prostata und
(3) Salvage-Lymphadenektomie bei Männern mit biochemischem Rezidiv nach Prostatektomie oder Radiotherapie."
Quelle: Heidenreich A. Choline-positron emission tomography/CT in patients with relapsing prostate cancer: to be performed with therapeutic consequences only. BJU Int. 2015 Jun;115(6):849-50.
Im Hinblick auf die im Wiki-Beitrag: Prostatakarzinom - PSA-Rezidiv genannten Prognosekriterien gemäß Leitlinie der Deutschen Krebsgesellschaft (PSA-Verdopplungszeit) kann ein nutzbringender Einsatz der PET in einer der von Heidenreich genannten drei klinischen Situationen vor allem in solchen Fällen erwartet werden, in denen die PSA-Verdopplungszeit mehr als 3 Monate, aber weniger als 10 (nach Prostatektomie) oder 12 (nach Bestrahlung/Abwarten) Monate beträgt. In einer solchen Konstellation besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit für einen Nutzen einer PSMA-PET.
Eine Publikation zur Evidenzlage bei Patienten, die bereits sowohl an der Prostata bestrahlt als auch bereits einer Salvage-Prostatektomie unterzogen wurden, konnte bislang nicht identifiziert werden (Stand Dezember 2016).
Im Hinblick auf therapeutische Fragestellungen zu lokal ausgerichteten Dritt- und Viertlinien-Therapien ist eine spezifische Diagnostik in der Regel weder sinnvoll noch mit der zu fordernden Genauigkeit möglich, da auch mit der PSMA-PET ein Ausschluss einer Mikrometastasierung nicht gelingt und zudem die Aussagegenauigkeit hinsichtlich gefundener Lymphknotendurchmesser nicht ausreicht, um eine experimentelle Therapie mit potentiell negativer Nutzen-Risiko-Relation auf der Basis dieser Bildgebung zu planen.
In einer Arbeit zum Thema "Multimodale Therapie des lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinoms", die 2016 in der Zeitschrift "Der Urologe" erschien, ist folgendes zum Stellenwert der PSMA-PET für die Therapieentscheidung zu lesen:
"Das Prostataspezifische-Membranantigen-Positronenemissionstomogramm(PSMA-PET)/CT wird insbesondere in der bildgebenden Lokalisationsdiagnostik bei Patienten mit einem biochemischen Rezidiv nach lokaler Primärtherapie eingesetzt. In der primären Stagingdiagnostik vor RPE waren die bisherigen Ergebnisse mit einer Sensitivität und Spezifität von 33,3 % bzw. 100 % sowie einem positiven und negativen prädiktiven Wert 100 % bzw. 69,2 % moderat Erfolg versprechend. Der Durchmesser der korrekt identifizierten bzw. falsch-negativen Lymphknotenmetastasen war mit 13,6 mm vs. 4,3 mm signifikant different und stellt die routinemäßige Anwendung des PSMA-PET/CT in Frage."
Quelle: Heidenreich A, Böhmer D. Multimodale Therapie des lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinoms. Urologe 2016 Mar;55(3):333-44.
Wenn eine PET als Vorbereitung auf eine nicht dem medizinischen Standard entsprechende, experimentelle (Salvage-) Therapie dienen soll, müssen die Patienten bereits vor Durchführung der PET auf den experimentellen Charakter und die zu erwartenden Nebenwirkungen und bekannten Risiken der geplanten Salvage-Therapie hingewiesen werden. Dies sollte aus den Antragsunterlagen für eine sozialmedizinische Stellungnahme auch ersichtlich sein (Patientenschutz!).
Siehe auch:
Artikel "Prostatakarzinom" im Wiki
Artikel "Prostatakarzinom - Knochenmetastasen" im Wiki
Artikel "Prostatakarzinom - Lymphknotenmetastasierung" im Wiki
Artikel "Prostatakarzinom - PSA-Rezidiv" im Wiki
Artikel "Prostatakarzinom - Sterblichkeit und Überleben" im Wiki
Artikel "PET bei Prostatakarzinom" im Wiki
Artikel "PSMA-PET bei Prostatakarzinom" im Wiki
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