PET bei Mammakarzinom - allgemein

Erstellt am 15 Sep 2015 22:31
Zuletzt geändert: 07 Jun 2022 16:29

Sozialrechtliche Anerkennung

Sozialrechtlich ist die PET bei Mammakarzinom derzeit im Regelfall nicht anerkannt.

PET bei Mammakarzinom - Empfehlungen deutscher oder deutschsprachiger Leitlinien

Folgende Leitlinien enthalten Empfehlungen zur Nutzung der PET bzw. PET-CT bei Mammakarzinomen:

Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 Mammakarzinom der Frau: Diagnostik, Therapie und Nachsorge; auch verfügbar über das Leitlinienprogramm Onkologie. Version vom 01.12.2017 , gültig bis 30.11.2022.

Diese Leitlinie enthält keine Empfehlung der PET für die Primärdiagnostik.

Zu Staging bzw. zur prätherapeutische Ausbreitungsdiagnostik finden sich im Text des im Abschnitts 4.2 folgende Erläuterungen:

Eine generelle Empfehlung für PET oder PET-CT wird orientierend an den NCCN 2014, ESMO und NCGBCI Irland 2015 Leitlinie nicht gegeben, da auch hier mit falsch-negativen Befunden (bei langsamer wachsenden Metastasen und Metastasen < 1 cm) und mit falsch-positiven Befunden zu rechnen ist. PET/PET-CT kann zur weiteren Klärung diskrepanter Befunde erwogen werden.

In Empfehlung 5.6 heißt es:

Ein PET-CT sollte nur eingesetzt werden, wenn mit anderen Methoden bei symptomatischen Patientinnen der dringende Verdacht auf eine Fernmetastasierung vorliegt und diese Metastasierung nicht sicher nachgewiesen oder ausgeschlossen werden kann.

Im Hintergrundtext finden sich hierzu folgende Erläuterungen:

Ist das Rezidiv histologisch gesichert, sollten eine Mammographie und Sonographie auch der kontralateralen Mamma sowie ein Re-Staging durchgeführt werden [29, 940]. Dieses Re-Staging umfasst eine kontrastmittelverstärkte Computertomographie von Thorax und Abdomen [227] und kann durch ein PET-CT ergänzt werden, wenn der Verdacht auf eine Fernmetastasierung mit anderen diagnostischen Methoden nicht bestätigt oder widerlegt werden kann. Diese Durchführung des Re-Staging ist dadurch begründet, dass vor Therapiebeginn beurteilt werden muss, ob ein kuratives oder ein palliatives Therapieziel besteht.

Für die Nachsorge heißt es im Abschnitt 6.4.4.:

Die derzeit vorliegenden prospektiven randomisierten Studien haben gezeigt, dass eine intensivierte Nachsorge in festgelegten Intervallen mit Röntgendiagnostik der Lunge, Knochenszintigraphie, Oberbauchsonographie, Tumormarker oder CT-Diagnostik bei symptomlosen Patientinnen keinen Überlebensvorteil bringt, sondern das rezidivfreie Überleben verkürzt..

In welchen Einzelfällen eine solche Untersuchung wann konkret sinnvoll sein könnte, wird durch diese Leitlinien-Empfehlung offen gelassen.

Empfehlung 6.40 formuliert:

Eine intensivierte apparative und labortechnische Diagnostik mit Röntgen-Thorax, Knochenszintigrafie, CT, PET oder MRT sowie Blutbildbestimmung, Serum-Biochemie oder Tumormarkerbestimmung gehören zur Metastasendiagnostik, nicht zur Standard-Nachsorge und sind nur bei klinischen Auffälligkeiten indiziert.

PET bei Mammakarzinom - Empfehlungen in internationalen Leitlinien

Folgende internationale Leitlinien enthalten Aussagen zum Einsatz der PET bzw. PET-CT bei Mammakarzinom (unvollständige, selektionierte Auflistung):

NCCN. Guidelines for patients. Stages I and II Breast Cancer. Version 01.2016.
NCCN. Guidelines for patients. Stage III Breast Cancer. Version 01.2017.
NCCN. Guidelines for patients. Stage IV Breast Cancer. Version 02.2017.
(Versionen der Leitlinien für Ärzte sind auf der NCCN-Webseite nur für registrierte Nutzer einsehbar. Hier die Version 2017-2018).
Die NCCN-Leitlinien sehen die Möglichkeit eines Einsatzes der PET zur Metastasensuche oder zum Metastasen-Ausschluss, wenn andere, vorangegangene Untersuchungen unklare Ergebnisse erbracht haben. Die Möglichkeit, PET zur Verlaufs- bzw. Therapie-Erfolgskontrolle einzusetzen, wird erwähnt, allerdings wird darauf hingewiesen, dass hier Referenzwerte fehlen und die Beurteilung der PET-Ergebnisse daher schwierig sei.

Eine Empfehlung ist zusätzlich in der speziellen Rubrik "Do not do recommendations" gelistet:
Do not use positron emission tomography - computed tomography (PET-CT) to monitor advanced breast cancer. Eine Nachsorge mittels PET wird im Rahmen der NHS-Versorgung somit strikt abgelehnt.
Lediglich für die Metastasen-Sicherung oder den Metastasen-Ausschluss bei unklaren Vorbefunden beim fortgeschrittenen Mammakarzinom wird eine sinnvolle Indikation der PET vom NICE gesehen.
(Weitere Empfehlungen, die hier gefunden werden, betreffen u. a. das Vorgehen bei Metastasen mit unbekanntem Primärtumor und erhöhtem PSA sowie beim Bronchialkarzinom und beim colorektalen Karzinom)

PET bei Mammakarzinom - Kostenübernahme-Entscheidungen internationaler Gesundheitsversorger

Hier folgen Informationen über Entscheidungen zum Einsatz der Methode in anderen Ländern bzw. durch Gesundheitsversorgungs-Institutionen im Ausland.

  • Großbritannien:

In Großbritanniens staatlichem Gesundheitssystem wird die PET bzw. PET-CT von der übergeordneten Behörde National Institute for Health and Care Excellence (NICE) beim Mammakarzinom als sinnvoll angesehen für die Metastasen-Sicherung oder zum Metastasen-Ausschluss bei unklaren Vorbefunden. In dieser Situation kann die PET somit beim Mammakarzinom im Rahmen der nationalen Gesundheitsversorgung des NHS durchgeführt werden.
Beim fortgeschrittenen Mammakarzinom findet sich eine Empfehlung aus der Leitlinie des NICE zum fortgeschrittenen Mammakarzinom, die zusätzlich in der speziellen Rubrik "Do not do recommendations" gelistet ist:
Die PET soll nicht als Routine-Untersuchung in der Nachsorge nach Mammakarzinom eingesetzt werden.

  • USA:

In den Vereinigten Staaten wird von den amerikanischen "Centers for Medicare and Medicaid Services" (CMS) die Kostenübernahme von PET-Untersuchungen in den so genannten "National Coverage Documents" für "Positron Emission Tomography (PET) Scans" geregelt.
Eine schnelle Übersicht über die im Medicare&Medicaid-System anerkannten Indikationen für den Einsatz der PET gibt das aktuelle "National Coverage Document" National Coverage Determination (NCD) for Positron Emission Tomography (FDG) for Oncologic Conditions (220.6.17).

Für das Mammakarzinom enthält die Coverage Database bzw. die Medicare Coverage-Liste Einschränkungen hinsichtlich des Einsatzes der PET in der Primärdiagnostik des Brustkrebses. Für die Erstdiagnose einschließlich des Lymphknoten-Stagings werden die Kosten der PET von Medicare und Medicaid zur Metastasensuche bei begründetem Verdacht übernommen.

Im Krankheitsverlauf können insgesamt drei PET-Untersuchungen, die zur Entscheidung über weitere Behandlungen im Verlauf der Erkrankung (also nach erfolgter Ersttherapie und bei Auftreten eines Rezidivs oder von Metastasen oder Progress) dienen, ebenfalls zu Lasten von Medicare oder Medicaid durchgeführt werden.

Grundsätzliche Indikations-Einschränkungen beim Mammakarzinom

  • Unter laufender Hormon- oder Chemotherapie sind keine sinnvollen Untersuchungsintervalle für PET bzw. PET-CT zu bestimmen; ein Nutzen regelmäßiger Durchführung dieser Untersuchung ist (auch z.B. gemäß der sehr "großzügigen" NCCN-Leitlinien) derzeit nicht bekannt.

Belege, Literatur

Das Institut für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin der Universitätsmedizin Mannheim hat die klinische Pase einer Studie "PET-CT zum initialen Staging des Mammakarzinoms" abgeschlossen; im Januar 2016 lief die Auswertung.

Interview mit Prof. Dr. Andrea Baur-Melnyk im Brustkrebsmagazin Mamma Mia!

18F-FDG PET/CT for Monitoring of Treatment Response in Breast Cancer. PMC-Artikel über den Einsatz der FDG-PET zum Therapie-Monitoring beim Mammakarzinom.

Additional value of 18F-FDG PET/CT response evaluation in axillary nodes during neoadjuvant therapy for triple-negative and HER2-positive breast cancer.

Complete Metabolic Response on Interim 18F‐Fluorodeoxyglucose Positron Emission Tomography/Computed Tomography to Predict Long‐Term Survival in Patients with Breast Cancer Undergoing Neoadjuvant Chemotherapy

PubMed-Recherche zum Sternalismuskel und Mammographie1






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