Oncothermie

Erstellt am 17 Sep 2015 17:57
Zuletzt geändert: 02 Mar 2016 19:36

Bei der so genannten Oncothermie handelt es sich um eine Form der kapazitativen Hyperthermie unter Einsatz von Geräten, die von der 1988 von Prof. Dr. András Szász in Budapest gegründeten Firma Oncotherm vertrieben werden.

Mitarbeiter der Firma Oncotherm und Anhänger dieser speziellen Methode vertreten die Ansicht, dass sich in der so genannten Oncothermie ein neues Paradigma in der Entwicklung der Hyperthermie-Anwendung zur Behandlung bösartiger Erkrankungen verwirkliche:

"Oncothermia technology heats nonequally; concentrating the absorbed energy to the intercellular electrolytes. This method creates inhomogeneous heating, microscopic temperature differences far from thermal equilibrium. The definitely large temperature gradient between the intra- and extracellular liquids changes the membrane processes and ignites signal pathways for natural programmed cell-death, avoiding the toxic effects of the simple necrosis. The synergy of electric field with the thermal effects potently and selectively makes the job."

"… oncothermia automatically focuses on the lesions in their multiple places, without treating the healthy tissue between. … The main advantage of the electric field application is the missing control of the organism, physiology control over this effect; no physiology feedback is directly limiting the electric field and only its consequences could be regulated."

"Oncothermia does not require high temperature for the treatment, the energy used for distortion of the selected malignant cells is that of thermodynamic effects (heat-flows are applied instead of the general average isotherms). Oncothermia is based on the modulated electric field effect, which works in synergy of the classical temperature-based hyperthermia concept."

"Oncothermia Is Microscopic Heating of Nanoscopic Targets"1

Ein nachvollziehbarer wissenschaftlicher Beleg für diese postulierte - physikalisch neuartige - Wirkungsweise der Oncothermie wurde bislang nicht erbracht.

Sicher ist demgegenüber, dass mit den Geräten der Firma Oncotherm eine für eine wirksame Hyperthermie ausreichende Temperaturerhöhung im Tumorgewebe nicht zu erreichen ist.

Eine Tiefenhyperthermie gemäß den Richtlinien der Europäischen Gesellschaft für Hyperthermie in der Onkologie (ESHO) und der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Hyperthermie der Deutschen Krebsgesellschaft (IAH) für die Durchführung der Hyperthermie bei Tumorerkrankungen ist mit den Oncotherm-Geräten nicht möglich:

Die geringe Frequenz der von diesen Geräten abgegebenen Schwingungen im Bereich von 13,56 MHz erschwert eine räumliche Steuerung und Fokussierung der Energieabgabe im Gewebe.
Physikalische Erläuterung:
Nach der Formel λ = c / f besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Frequenz einer elektromagnetischen Strahlung und der Wellenlänge. Bei 13,56 MHz beträgt die Wellenlänge 23,1 Meter. Wellen dieser Länge lassen sich nicht gut auf ein kleines Volumen fokussieren.
In den Studien der IAH eingesetzte Geräte haben wesentlich höhere Frequenzen, bis 1.000 MHz und Wellenlängen im Zentimeterbereich, die eine wesentlich bessere räumliche Auflösung und damit Ortsgenauigkeit der Therapie erlauben.
Seitens der Vertreter der „Oncothermie“ wird gelegentlich versucht, dies argumentativ in der Weise umzukehren, dass hoch frequente radiative Systeme kontraindiziert seien, da „hot-spots“, also gefährlich heiße Areale auftreten könnten, was bei Oncothermie Prinzip-bedingt nicht der Fall sei. Letzteres ist bedingt richtig - jedoch kommt es aufgrund der mangelnden Steuerbarkeit der Oncothermie immer wieder zu Überhitzungen im Fettgewebe und an knöchernen Strukturen2.

Zusammenfassend handelt es sich bei der Oncothermie (Elektrohyperthermie mittels Oncotherm-Geräten) nach derzeitigem Kenntnisstand um eine Methode, für die nur ganz fernliegende Hinweise für mögliche positive Einflüsse auf den Krankheitsverlauf bei bösartigen Tumoren erkennbar sind.


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