MR-Sellink (Dünndarmdiagnostik)

Erstellt am 21 Sep 2015 20:37
Zuletzt geändert: 09 Oct 2020 15:10

Abgrenzung /Begriffsklärung

MR-Abdomen in Sellink-Technik, Sellink-MRT, MR-Enteroklysma, MR-Enterografie bzw. -Enteroklyse

Methode

Unter einer radiologischen Untersuchung nach Sellink versteht man eine kontinuierliche Applikation von Röntgenkontrastmittel durch eine Sonde, die entweder über die Nase oder über den Mund bis an die Grenze des Zwölffingerdarmes zum Dünndarm vorgeschoben wird. Die Sellink-Methode kann im Prinzip mittels verschiedener bildgebender Verfahren erfolgen - in Kombination mit einem herkömmlichen Röntgen-Durchleuchtungsgerät, mit einer CT-Untersuchung oder mit einer MRT-Untersuchung.
Die Sellink-Untersuchung war früher ausgesprochen zeitaufwändig. Da während des gesamten Untersuchungszeitraums der Untersuchungsplatz bzw. das MRT-Gerät blockiert wird, wurde bzw. wird auch teilweise noch, in der Routinediagnostik des Morbus Crohn, trotz der Strahlenbelastung, die konventioneller Sellink-Technik mittels Röntgendurchleuchtung bevorzugt.
Allerdings benötigt die Untersuchung mit moderner Technik laut Aussage der Webseite Dr. Gumperts nur noch etwa 20- 25 Minuten; laut Zentrum für Radiologische Diagnostik Mannheim ca. 20-30 Minuten; laut Patienteninformation des Bremer ZEMODI 30 bis 45 Minuten, so dass sich hieraus kein gravierender Nachteil des MRT-Sellink gegenüber dem Röntgen-Sellink mehr ableiten lassen sollte.

Darstellung der Methode z. B. bei Radiologische Allianz GbR Hamburg.

Indikationen

Die Untersuchung wird vorrangig zur Ausbreitungsdiagnostik des Morbus Crohn (spez. Fisteln und Abszesse), seltener aber auch bei der Tumorsuche im Dünndarmbereich eingesetzt.

Die derzeit (2018) gültige Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) enthält die mit starkem Konsens gefasste Schlüsselempfehlung 1‑9:

Für die initiale Dünndarmdiagnostik sollte ein MRT des Dünndarms (Enterografie bzw. Enteroklyse) eingesetzt werden.

Eine MR-Sellink-Untersuchung kann aus medizinischer Sicht allgemein sinnvoll sein, wenn:
◾ Strahlenbelastung stellt ein Problem dar (spez. bei Kindern, Jugendlichen)
und/oder
◾ Untersuchungsbereiche in der konventionellen Endoskopie nicht darstellbar
und
◾ Sonographie nicht ergiebig.

Legalstatus

Die sozialmedizinische Expertengruppe SEG 4 der MDK-MDS-Gemeinschaft führt in ihren tabellarischen Erläuterungen zu EBM-Abgrenzungsfragen aus, dass der Dünndarm Teil des Abdomens sei. Für die Abrechnung der GOP 34441 sei immer der obligate Leistungsinhalt komplett zu erfüllen (Untersuchung des gesamten Abdomens vom Zwerchfell bis zum Beckenboden).
Somit sei die MRT-Untersuchung des Dünndarms in Sellink-Technik keine EBM-Leistung bzw. keine Kassenleistung.
Sinngemäß wird weiter ausgeführt, dass als GKV-Leistung nur die Röntgenuntersuchung des Dünndarms in Sellink-Technik verfügbar sei ("Im EBM ist die GOP 34248 Röntgenuntersuchung des Dünndarms in Sellink-Technik abgebildet.")

In einem Artikel in dem KV-Blatt 02.2016 der KV Berlin mit dem Titel "Diagnostik von Nahrungsmittelunverträglichkeiten in der Hausarztpraxis" findet sich folgende Aussage:

Ein Computertomogramm des Abdomens kann die Diagnostik ergänzen, in manchen Fällen kann ein MR nach Sellink indiziert sein, mit der Entzündungen, Engstellen oder Tumore im Dünndarm dargestellt werden können, die durch die Endoskopie nicht erfasst werden können.

Qualität

Die Kernspintomographie ist ein Verfahren der vertragsärztlichen Versorgung, über die gemäß § 92 SGB V in Verbindung mit § 135 Abs.1 Nr. 2 SGB V der Gemeinsame Bundesausschuss Empfehlungen hinsichtlich der apparativen Anforderungen und der notwendigen Qualifikation der Ärzte gegeben hat ("Kernspintomographie-Vereinbarung").

Die Magnetresonanztomographie kann zu Lasten der GKV und im Rahmen der vertragsärztlichen Versorgung nur bei Untersuchungen im Kernspintomographen erbracht werden, die diese genannten Qualitätskriterien der Qualitätssicherungsvereinbarung gemäß §135 Abs.2 SGB V erfüllen.

Alternativen

Konventionelle Röntgenuntersuchung des Dünndarms in Sellink-Technik (Enteroklyse).

Quellen

Siehe auch


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