MR-Cholangiopankreatikographie (MRCP)

Erstellt am 21 Sep 2015 20:09
Zuletzt geändert: 09 Oct 2020 13:54

Abstract

Die MRCP ist eine stark T2-gewichtete kernspintomografische Methode zur Darstellung der Gallenwege und des Bauchspeicheldrüsenganges unter Nutzung technischer Methoden zur Unterdrückung der spezifischen Fettgewebssignale. Im Gegensatz zur ERCP ist bei der MRCP kein Eingriff in den Körper nötig, und es fällt keine Strahlenbelastung an.

Abgrenzung / Begriffsklärung

Synonyme: Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie, MRCP, MR-Cholangiopankreatikographie

Indikation

Nicht-invasive Darstellung der Gallenwege innerhalb und außerhalb der Leber, vor allem Diagnostik von Erkrankungen an den Gallengängen.

Legalstatus

Laut den in InfoMeD für die MDK-Mitarbeiter einsehbaren tabellarischen Erläuterungen ("Abgrenzungsfragen zum EBM") der SEG 4 und der SEG 7 ist die Methode nicht im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) abgebildet und kann somit nicht im Rahmen der vertragsärztlichen Versorgung erbracht werden. Das Papier der SEG 4 und der SEG 7 zu EBM-Abgrenzungsfragen zitiert ein Rundschreiben der KBV vom 29.03.2005, wonach die MRCP nicht über EBM abrechenbar sei.

Dem Papier der SEG 4 lassen sich weitere Erläuterungen entnehmen: Teilschritte der Leistung seien im EBM abgebildet, hieraus
resultiere die häufige Abrechnungspraxis einer Kombination von MR-Abdomen oder Oberbauch mit i.v.-Galle (EBM Pos. 34260). Die vollständige Leistungserbringung (und damit korrekte Abrechnung) würde jedoch voraussetzen, dass mindestens vier Sequenzen durchgeführt werden; darüber hinaus sei eine Kontrastmittel-Einbringung bereits in der "normalen" Abrechnung einer MRT enthalten.

Aus radiologischer Sicht wurde innerhalb des MDK festgestellt, dass eine MRCP problemlos als eine von vier bzw. sechs im EBM für die Oberbauchdiagnostik mittels MRT vorgeschriebenen Sequenzen durchgeführt werden kann.

Logisch ist ein Ausschluss der MRCP aus dem EBM schwer verständlich:
Die Methode wird explizit in den Qualitätsbeurteilungs-Richtlinien für die Kernspintomographie des Gemeinsamen Bundesausschusses erwähnt.
Im klinischen Einsatz befindet sich die Methode schon seit den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Es könnte sein, dass eine Überprüfung der Methode nach §135 SGB V möglicherweise nicht erforderlich war, da das SGB V erst am 01.01.1989 in Kraft trat und Methoden, die vor Inkrafttreten dieses Gesetzes bereits Kassenleistungen waren, automatisch im Leistungskatalog der GKV verblieben sind - bis zu einer etwaigen expliziten Herausnahme aufgrund eines Beschlusses entweder des Gemeinsamen Bundesausschusses oder des Bewertungsausschusses.

Die Strahlenschutzkommission (SSK) empfiehlt in ihrer Orientierungshilfe für bildgebende Untersuchungen bei verschiedenen klinischen Fragestellungen zum Verdauungstrakt die MRCP als weiterführendes oder primäres bildgebendes Untersuchungsverfahren (Wenn z. B. eine ERCP nicht primär indiziert ist oder bei Pankreatitis mit V.a. biliäre Genese, Beurteilung Pankreasgang).

In der Anlage zur Vereinbarung über die Verordnung von Sprechstundenbedarf (zwischen der KV Niedersachsen und den Landesverbänden) findet die Substanz Sekretin (bzw. Secretin) Erwähnung, die "nur zur Anwendung bei nicht-planbaren s-MRCP (secretingestützte Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie)" über den Sprechstundenbedarf abgerechnet werden darf. Für die planbare Untersuchung hat die Verordnung gemäß diesem Dokument "auf Namen des Patienten" zu erfolgen. Somit müsste nach Auffassung der KVN mindestens die S-MRCP unter Einsatz von Sekretin eine Kassenleistung sein, da ansonsten diese Ausführungen sinnlos wären…

Im OPS ist die Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie (MRCP) über den Code 3-843 abgebildet - und zwar mindestens schon seit dem OPS 2012.

Alternativen

Die MRCP kann eine risikoärmere Alternative zur herkömmlichen, endoskopischen ERCP (Endoskopische retrograde Cholangiopankreatikografie) darstellen. Hierdurch kann das Risiko einer Pankreas-Entzündung durch die Injektion von Kontrastmittel in die Gallengänge (und in den Pankreasgang) vermieden werden.

Wenn mit hoher Wahrscheinlichkeit therapeutische Eingriffe (zum Beispiel in Form einer Steinentfernung im Gallengang) nötig sind, ist die ERCP jedoch nicht ersetzbar.

Die MRCP ist als Ergänzung der vorhandenen diagnostischen Methoden Ultraschall, Endosonografie und ERCP anzusehen, die in bestimmten Fällen sinnvoll eingesetzt werden kann.
In einer Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. von 2003 wurde formuliert, dass die MRCP immer "Methode der Wahl" sei, wenn die ERCP aus technischen oder anatomischen Gründen nicht gelingt1. Die aktuelle DGVS-Leitlinie zu Gallensteinen enthält die Aussage, dass die MRCP sowie die hochauflösenden Sonographie die besten Methoden zur Beurteilung von Gallengangs- und Gallenblasen-Wandveränderungen seien.

Sonstiges

Diskussion im "Rehakids"-Forum zur Rolle der MRCP in der regelmäßigen Verlaufskontrolle bei Kindern


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