Liquid Biopsy

Erstellt am 05 Jul 2018 09:33
Zuletzt geändert: 27 Aug 2021 12:22

Indikationen

Derzeit (2018) drei relativ gut bis sehr gut abgesicherte Indikationen:

  1. Identifizierung therapeutischer Zielstrukturen und Entscheidung über zielgerichteten Therapie - Auswahl, Therapiefortführung oder Umstellung
  2. Erkennung von Rezidiven, Abschätzung des Metastasierungsrisikos
  3. Monitoring einer (bekannten) Krebserkrankung

Legalstatus, Leistungsrecht

Die Analyse zellfreier DNA im Blut ist – bis auf EGFR-T790M (bei NSCLC) – seit der EBM-Reform vom 1.7.2016 kein Bestandteil der Regelleistungen der GKV:

Es bestünden jedoch weiterhin keine Regelungen für die Erstattung neuer Biomarker inklusive Liquid Biopsies, einer Bluttestung, sowie für den stationären Bereich …

(Der Biotechnologieverband) BIO Deutschland bedauert, dass bei der letzten Aktualisierung des Einheitlichen Bewer­tungs­maßstabes (EBM), die seit 1. Juli in Kraft ist, zwar die „In-vitro-Diagnostik tumor­ge­netischer Veränderungen zur Indikationsstellung einer pharmakologischen Therapie“ (Companion-Diagnostic-Leistungen) in den Leistungskatalog aufgenommen wurde, die Flüssigbiopsie jedoch ausgeschlossen bleibt. Somit bestünden weiterhin keine Regelun­gen für die Erstattung dieser relativ neuen Leistung­ und das, obwohl eine personalisierte Therapie ohne Nachweis einer Mutation nicht eingeleitet werden darf und Liquid Biopsies nicht teurer als Gewebebiopsien sind.

news / Horizon

Bericht über die Circulating Cell-free Genome Atlas (CCGA)-Studie: Die CCGA-Studie war eine prospektive, multizentrische, Fall-Kontroll-Beobachtungsstudie mit longitudinaler Nachbeobachtung. Zwischen August 2016 und Februar 2019 hatten 15.254 Personen an 142 Standorten in den USA teilgenommen, darunter 8.584 mit und 6.670 ohne bekannte Krebserkrankung.
Die Spezifität für die Erkennung von Krebssignalen betrug 99,5% (95%-Konfidenzintervall [KI] 99,0% bis 99,8%). Die Gesamtsensitivität für die Erkennung von Krebssignalen über Krebsklassen und -stadien hinweg betrug 51,5% (49,6% bis 53,3%).
Aus dem Fazit laut "Gelbe Liste": Die niedrige Falsch-positiv-Rate von 0,5% deutet darauf hin, dass der Test in der klinischen Routine zusätzliche Schäden aufgrund unnötiger diagnostischer Verfahren begrenzen kann.

Im Zusammenhang mit den rasch wachsenden Erkenntnissen über die molekularen Merkmale von Krebs rückt auch die molekulargenetische Diagnostik immer stärker in den Fokus. Als Ausgangsmaterial für diese Diagnostik dient meist eine Gewebeprobe vom Tumor. Weil absterbende Tumorzellen Genmaterial freisetzen, das dann im Blut zirkuliert, ist aber auch ein Nachweis im Blut denkbar. Bislang sind solche Ansätze aufgrund der sehr geringen Mengen an zirkulierender Tumor-DNA nur eingeschränkt einsetzbar. Auf dem ASCO-Jahrestreffen wurde erstmals ein hochempfindliches Verfahren vorgestellt, mit dem selbst der Nachweis extrem kleiner Mengen von Erbgut aus dem Tumor im Blut möglich ist. Keilholz: „In der gezeigten Studie war das Verfahren 100-mal empfindlicher als die derzeit verfügbaren Liquid-Biopsy-Tests, sodass man damit sogar das gesamte Genom einer Tumorzelle analysieren könnte.“ Weitere Studien müssen zeigen, ob sich damit Krebs frühzeitiger nachweisen lässt als bislang.

Literatur


Allgemeine Informationen

Zellfreie zirkulierende Tumor-DNA ist nicht bei allen, sondern bei etwa 70 Prozent der metastasierten Tumorerkrankungen nachzuweisen. Es seien große Unterschiede zwischen unterschiedlichen Tumortypen und in Abhängigkeit vom Tumorstadium feststellbar, schreiben die Autoren der Stellungnahme „Chancen und Risiken der blutbasierten molekularpathlogischen Analytik zirkulierender Tumorzellen (CTC) und zellfreier DNA (cfDNA) in der personalisierten Krebstherapie“. Für Gehirntumoren sei der cfDNA-Nachweis wegen der Blut-Hirn-Schranke sogar komplett ungeeignet, da nur extrem wenige DNA-Fragmente im Blut aufgefunden werden konnten, heißt es in der Stellungnahme.

Bisher sind – mit wenigen Ausnahmen – Liquid Biopsy-basierte Tests experimentell, also keine Standardverfahren. Sie sollten daher im Rahmen von klinischen Studien angewendet werden.
Ist bei einem Patienten eine Krebserkrankung bekannt, können Liquid Biopsy-basierte Methoden dazu eingesetzt werden, den Krankheitsverlauf und das Ansprechen der Krebserkrankung auf die Therapie, z. B. eine Chemotherapie, zu beurteilen. Mithilfe von Biomarkern im Blut kann man oft frühzeitig sagen, ob sich die Krebserkrankung mit der eingesetzten Behandlung gut zurückdrängen lässt oder nicht.
Unmittelbar im Anschluss an die Therapie kann man mit einer Liquid Biopsy untersuchen, ob noch Tumor-Reste im Körper vorhanden sind. Der Nachweis einer „Resterkrankung“ ist ein prognostischer Faktor, der auf ein erhöhtes Rückfallrisiko hindeutet.
Insbesondere zielgerichtete Krebstherapien können nur eingesetzt werden, wenn die Tumorzellen bestimmte biologische Eigenschaften aufweisen. Diese Eigenschaften kann man statt am Tumorgewebe zum Teil auch in einer Blutprobe untersuchen, z. B. durch Nachweis von krebsfördernden Genveränderungen oder Eiweißen auf zirkulierenden Tumorzellen.
Umgekehrt können auch Veränderungen nachgewiesen werden, die darauf hindeuten, dass die derzeitige Behandlung schlechter oder nicht mehr gegen die Erkrankung wirkt: in diesem Fall kann die Therapie umgestellt oder abgebrochen werden. Anders als die konventionelle Biopsie liefert die Liquid Biopsy dabei idealerweise Informationen über die gesamte Krebserkrankung und nicht nur den „konventionell“ biopsierten Tumor oder Tumorteil. Das kann ein Vorteil sein, weil Tumoren oft uneinheitlich aufgebaut sind.

Für die Deutsche Gesellschaft für Pathologie (DGP) steht der Einsatz der Liquid Biopsy allerdings unter Vorbehalt. …
Kritisch gesehen wird von manchen Molekularpathologen auch die kommerzielle blutbasierte Analyse tumorspezifischer Treibermutationen. Noch mangele es an einer Standardisierung bestehender cfDNA-Isolations- und –Analysetechnologien sowie am Qualitätsmanagement der Probenbearbeitung.

Labore, Anbieter

Seit dem Jahr 2015 kann mittels Liquid Biopsy der Mutationsstatus des metastasierten kolorektalen Karzinoms (mCRC) anhand einer einzigen Blutprobe bestimmt werden.
Als Test dient das von der Firma Sysmex in Kooperation mit Merck entwickelte OncoBEAM® RAS CRC IVD KIT, welches auf der BEAMing-Technologie (Beads, Emulsion, Amplification and Magnetics) beruht. Mit ihr lassen sich All-RAS-Mutationen mit sehr hoher Sensitivität im Plasma nachweisen. Durch den OncoBEAM®-Test können 34 verschiedene RAS-Mutationen detektiert werden.

15 % der Adenokarzinome weisen genetische Veränderungen im epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor-(EGFR)-Gen auf, die zu einer Tumorprogression führen. Sind diese Mutationen bekannt, kann der Tumor mit modernen Medikamenten (Tyrosinkinase-Inhibitoren, TKIs) zielgerichtet therapiert werden. Allerdings tritt bei ca. 60 % der Patienten nach einiger Zeit aufgrund einer weiteren Mutation im EGFR-Gen eine Resistenz (p.T790M) gegenüber einiger TKIs auf. Dies bewirkt, dass sich ein Rezidiv oder Metastasen entwickeln können, welche nicht operabel und kaum für eine Biopsie zugänglich sind.
[Die Liquid Biopsy wird] eingesetzt, um genau diese speziellen Mutationen im EGFR-Gen mit dem äußerst sensitiven Test zu untersuchen und spezifisch die Mutationen zu identifizieren. Das Ergebnis dieser molekularbiologischen Untersuchung liegt innerhalb weniger Tage vor und hilft, eine optimale Therapieentscheidung zu treffen.


Krankenkassen - Sonderverträge etc.

Vertrag zur besonderen Versorgung: Bei Patienten anderer Krankenversicherungen stellt NOWEL einen individuellen Kostenübernahmeantrag im Einzelfall, so dass die Kosten in Anlehnung an den IV-Vertrag / Pauschalvergütung übernommen werden können.

Siehe auch


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