Hyperthermie Wirkungsweise

Erstellt am 16 Sep 2015 15:58
Zuletzt geändert: 21 Sep 2020 20:19

Es existieren verschiedene Vermutungen (Hypothesen).

Eine Hypothese geht davon aus, dass Tumorzellen aufgrund ihres, mit dem raschen Wachstum einhergehenden, hohen Sauerstoffbedarfs und der eher schlechten Blutversorgung im Tumor empfindlicher (hypoxisch) auf eine deutliche Erhöhung ihrer Temperatur reagieren sollen als normale, nicht entartete Körperzellen und daher unter Überwärmung vergleichsweise leicht abgetötet werden können. Diese Hypothese ist logisch schwer vereinbar mit einer weiteren Hypothese, wonach die Hyperthermie die Durchblutung im Tumor verbessern und so die Anflutung von Chemotherapeutika – und daher deren Wirkung – verstärken soll.

Eine weitere Hypothese zur Wirkung der Hyperthermie besagt, dass die Ausbildung so genannter Hitzeschockproteine auf der Oberfläche von Tumorzellen dazu führen könnte, dass die Tumorzellen besser vom Abwehrsystem als körperfremd erkannt und abgetötet werden können1,2,3. Andererseits soll aber auch eine zunehmende Temperaturerhöhung zum Verlust der Fähigkeit zur Hitzeschockprotein-Bildung und hierdurch bedingt den Zelltod von Tumorzellen fördern4. Die Temperaturverteilung im Gewebe scheint eine wesentliche Rolle für die Funktion der Hitzeschockproteine zu spielen5,6. Außerhalb der Hyperthermie-Forschung sind Hitzeschockproteine von Bedeutung in der Pathophysiologie des Hitzschlags und der Sepsis7. Bei diesen Erkrankungen werden durch Freisetzung von Hitzeschockproteinen weitere, den Organismus schädigende Reaktionen in Gang gesetzt8,9. Neuere Erkenntnisse, wonach Hitzeschockproteine in Abhängigkeit von ihrer Lokalisierung innerhalb oder außerhalb der Zelle unterschiedliche Funktionsketten aktivieren, ebenso wie Hinweise darauf, dass bei unterschiedlichen Grunderkrankungen unterschiedliche temperaturabhängige Genexpressionsmuster aktiviert werden10, sind hinsichtlich der Bedeutung im Zusammenhang mit der Hyperthermie derzeit wissenschaftlich nicht geklärt11.

Eine weitere Hypothese zur Wirksamkeit der Hyperthermie beruht auf vereinzelten Laborbeobachtungen, wonach unter Temperaturerhöhung eine Aktivierung von Immunzellen wie T-Zellen und/oder NK-Zellen gesehen wurde. Die Hoffnung, dass aus diesen Laborbeobachtungen auch eine klinische Wirksamkeit in Form z. B. eines Metastasierungsrückganges resultieren würde, konnte bislang durch klinische Daten nicht bestätigt werden.

Es existieren jedoch klinische Daten, die eine Wirksamkeitsverstärkung einer Bestrahlungstherapie ebenso wie eine Effektsteigerung einer zytostatischen Therapie durch eine simultane Kombination mit qualitätsgesicherter Hyperthermie in verschiedenen Untersuchungen zeigen12.

Bei den Hyperthermie-Methoden, die zur Behandlung von bösartigen Erkrankungen eingesetzt werden, unterscheidet man Ganzkörperhyperthermie, regionale Tiefenhyperthermie, Oberflächenhyperthermie, Hyperthermie in Kombination mit Radiatio und/oder Chemotherapie.


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