Erstellt am 25 Feb 2016 19:56
Zuletzt geändert: 12 Sep 2022 17:12
Spondylodiszitis - ICD M46 oder ICD M86.6- Sonstige chronische Osteomyelitis
Leitlinie
- Leitlinie "Diagnostik und Therapie der Spondylodiszitis", AWMF-Registernummer 151 - 001. Stand: 26.08.2020 , gültig bis 25.08.2025. Federführende Fachgesellschaft: Deutsche Wirbelsäulengesellschaft e.V. (DWG) und Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC). Schirmherrschaft: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF).
Definitionen
- Spondylitis
- Osteomyelitis der Wirbelsäule von Abschlussplatten ausgehend; sekundär auf Bandscheibe übergreifende Infektion und WK-Destruktion.
- Spondylodiszitis
- primär von der Bandscheibe ausgehende und auf den Wirbelkörper übergreifende Infektion und Destruktion.
Aber: da zeitliche Abfolge bei Diagnosestellung häufig unklar, in der Praxis gel. synonym verwendet!
Im anglo-amerikanischen Sprachraum: Keine Unterscheidung Osteomyelitis/Osteitis/Ostitis => "osteomyelitis" = alle Formen!
Ätiologie:
Wie kommt es zur Spondylodiszitis?
• endogen = durch hämatogene Streuung, sowohl arteriell als auch venös
• exogen = durch operativen Eingriff oder wirbelsäulennahe Injektionen (geschätzt ca. 10-15% der Fälle1)
• selten lymphogen
• selten per continuitatem
Abzugrenzen: die „primär chronische“ Spondylitis/ Spondylodiszitis (steril, „rheumatisch“)! Grunderkrankung neben Rheuma auch Tumorerkrankungen, Immunsuppression, HIV, Hepatitis, Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz.
Für die chronische nicht-bakterielle Osteomyelitis bei Kindern existiert eine AWMF-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V..
Epidemiologie
Inzidenz der unspezifischen S. beträgt 1 : 250.0002
Labor
• CRP-Erhöhung
• BSG-Erhöhung
• Leukozytose nicht obligat!
Diagnostik:
• Blutkultur: geringster Aufwand, mindestens 2-3 BK- Paare: bis 70% Erregernachweis, wenn zuvor keine Antibiose3
• CT-gesteuerte Feinnadelbiopsie: Vorteil: ermöglicht Drainageeinlage in gleicher Sitzung Nachteil: wenig Material, nur in 50% Erregernachweis4
• Intraoperative Probeentnahme: sicherste Methode, Nachweisrate ca. 75%5
Eine Gewebeuntersuchung muss immer eine spezifische Osteomyelitis ausschließen! Auch weiterhin ist die TB eine recht häufige Erkrankung; in manchen Untersuchungen wird angegeben, dass 50 % der Menschen, die älter als 60 Jahre sind, schon einmal eine Tuberkulose hatten. Auf dem Blutweg gelangt der Erreger auch in das Skelettsystem und kann sich dort ansiedeln. Das geschieht häufig in der Wirbelsäule und führt dann zur Osteomyelitis bzw. Spndylodiszitis.
Eine FDG-PET kann zum Nachweis oder Ausschluss genutzt werden. In der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin "Differentialindikation für verschiedene radioaktive Arzneimittel bei unterschiedlichen entzündlichen Erkrankungen" heißt es zur Osteomyelitis der Wirbelsäule:
Osteomyelitis Wirbelsäule
Einzusetzende Pharmaka:
1. F-18-FDG
2. Ga-67-Zitrat
Rationale: Die Sensitivität der Dreiphasen-Skelettszintigraphie bei der Spondylodiszitis ist unzureichend. Sowohl bei Einsatz monoklonaler Antigranulozyten-Antikörper als auch bei der Szintigraphie mit markierten Leukozyten findet man bei der Spondylodiszitis meist keine Mehranreicherung sondern entweder einen Normalbefund oder eine unspezifische Aktivitätsminderbelegung. Die FDG-PET ist das einzige nuklearmedizinische Verfahren, mit dem eine Infektion der Wirbelsäule mit einer hohen Treffsicherheit diagnostiziert werden kann und eine verlässliche Einschätzung der Floridität des Krankheitsprozesses möglich ist. Bei Nichtverfügbarkeit der Methode ist die Ga-67-Zitrat-SPECT indiziert, deren Ergebnisse mit denen der MRT vergleichbar sind.
Therapie
Therapie - Grundprinzipien
- Konservativ: Antibiose (6 Wochen bis 6 Monate nach Antibiogramm, ohne Keimnachweis z.B. Fosfomycin oder Linezolid): Bedingungen: wenig Schmerzen, keine Neurologie, wenig Destruktion, schlechter Allgemeinzustand (relativ)
- Interventionell: Drainage
- Operativ:
- Debridement
- ggfs. Dekompression
- ggfs. Stabilisierung
• keine Leitlinien
• keine prospektiven randomisierten Studien
Siehe auch:
Artikel aus dem Institut für Medizinische Diagnostik Oderland zur Nichtbakteriellen Osteitis
Hofmann W. Chamäleon Spondylodiszitis. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie. Ausgabe 7/2017.
58. Unfallseminar der Unfallchirurgischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover - Spondylodiszitis - Vortrag vom 06.12.2008
Christoph Mehren, Ärztekammer Nordrhein. Patient mit persistierendem Rückenschmerz. Diagnostische und therapeutische Überlegungen - Folge 25 der Reihe "Zertifizierte Kasuistik". Teilnahmemöglichkeit vom 30.06.2010 bis 30.08.2010.
emedicine-Artikel zur Osteomyelitis; Kapitel "Nuclear Imaging"
Family Practice Notebook - Kapitel "Osteomyelitis"
Leitlinie "Akute hämatogene Osteomyelitis und bakterielle Arthritis" der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V..
MSD-Manual Kap. 39 Infektionen der Gelenke und Knochen - Osteomyelitis
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* Zitat nach: Bach, Otto: ''Über die Subjektabhängigkeit des Bildes von der Wirklichkeit im psychiatrischen Diagnostizieren und Therapieren''. In: Psychiatrie heute, Aspekte und Perspektiven, Festschrift für Rainer Tölle, Urban & Schwarzenberg, München 1994, ISBN 3-541-17181-2, (Zitat: Seite 1)
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