Osteosarkom

Erstellt am 20 Jul 2016 20:28
Zuletzt geändert: 20 Jul 2018 09:29

Das Osteosarkom ist zwar der häufigste bösartige Knochentumor - aber insgesamt eine seltene Erkrankung mit einer Inzidenz von 2 – 4 / 1.000.000 Einwohnern und Jahr. Der Primärtumor entsteht meist in der Metaphyse eines langen Röhrenknochens, besonders in der Knieregion. Prädilektionsalter ist die 2. Lebensdekade. Primär manifeste (10 – 20%) bzw. okkulte (ca. 80%) Metastasen betreffen in erster Linie die Lunge, in zweiter Linie das Skelett.

Die Therapie des Osteosarkoms orientiert sich an der European and American Osteosarcoma Study Group (EURAMOS)-1-Studie. Alle Patienten – unabhängig davon, ob mit oder ohne Metastasierung – werden zunächst über zehn Wochen nach dem MAP-Schema (hochdosiertes Methotrexat, Doxorubicin und Cisplatin) im Rahmen einer Induktionsmonotherapie behandelt. Dann folgt die operative Tumorresektion. Wenn Metastasen vorhanden sind, werden diese - soweit möglich - ebenfalls operativ entfernt. Postoperativ wird die Chemotherapie in jedem Fall fortgeführt.
Das bei der Operation entnommene Gewebe wird pathologisch untersucht. Werden dabei weniger als 10% lebensfähige Tumorzellen im Resektat gefunden, spricht man von gutem Ansprechen und die Patienten habe eine vergleichsweise günstige Prognose.
Ein Ergebnis der weltgrößten Osteosarkom-Studie, der EURAMOS-1-Studie war, dass der Zusatz von hochdosiertem Ifosfamid und Etoposid zum MAP-Regime ("MAPIE") für Patienten, die auf die präoperative Standardtherapie schlecht angesprochen haben (>10% viable Tumorzellen im Resektat), keine Überlebensvorteile ergibt, aber zu vermehrter Morbidität führt.

Vor 1970 bestand die Therapie in der Regel ausschließlich in der chirurgischen Resektion des Tumors. Damit wurden nur langfristige Überlebensraten von 10-20 % erreicht.
Mithilfe des geschilderten multimodalen Vorgehens können derzeit 5-Jahres-Überlebensraten von über 60% erreicht werden, die allerdings bei bereits primär metastasierten Osteosarkomen auf etwa 40% sinken.
Die Prognose von rezidivierenden Osteosarkomen ist nach wie vor schlecht; hier liegen die Langzeitüberlebensraten unter 20 - 25 %. Eine schlechte Prognose besteht insbesondere bei frühzeitigem Rezidiv und extrapulmonalen Metastasen. Heilung oder längerfristige Überlebenszeitverlängerung sind nur möglich durch eine komplette operative Entfernung aller Tumormanifestationen. Gelingt diese, können bei einem Drittel der Patienten Überlebenszeiten von über 5 Jahren erreicht werden.
Insgesamt ist aber festzustellen, dass seit Mitte der 1980er Jahre keine weitere Verbesserung des Überlebens erreicht werden konnte. Bis heute gibt es auch keinen internationalen Konsens zur Empfehlung einer Standardchemotherapie.

In der Rezidivsituation existiert auch kein in Deutschland allgemein akzeptiertes Standardregime. Eine Bestrahlung wird bei inoperablen Rezidiven diskutiert.


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* Zitat nach: Bach, Otto: ''Über die Subjektabhängigkeit des Bildes von der Wirklichkeit im psychiatrischen Diagnostizieren und Therapieren''. In: Psychiatrie heute, Aspekte und Perspektiven, Festschrift für Rainer Tölle, Urban & Schwarzenberg, München 1994, ISBN 3-541-17181-2, (Zitat: Seite 1)

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