Hyperhidrose

Erstellt am 30 Sep 2021 16:01
Zuletzt geändert: 05 Jul 2024 21:36

Hyperhidrose

Leitlinien, Fach-Standards

Deutschland, deutschsprachig

Wesentliche Größe der Hyperhidrose ist die Einschränkung der Aktivitäten des täglichen Lebens, da sie Ausprägungsgrad und Lebensumfeld in Beziehung setzt.
[…]
Operative Behandlungen:
Nach Versagen aller konservativer Methoden können je nach Lokalisation verschiedene operative Methoden in Betracht gezogen werden (s.u. Hyperhidrosis axillaris). Bei der axillären Hyperhidrose können u.a. Schweißdrüsenkurettage, Schweißdrüsensaugkurettage und Exzision der Schweißdrüsenareale mit konsekutiver Defektdeckung angewendet werden.
Bei der Hyperhidrosis pedum et manuum, wie auch beim profusen Ganzkörperschwitzen kann bei Versagen anderer Therapieoptionen die endoskopisch thransthorakale Sympathektomie in Erwägung gezogen werden. Die Methode erfolgt als minimal invasiver Eingriff über einen endoskopischen Zugang; sie ist effektiv und dauerhaft wirksam. 2 große Nebenwirkungen wurden beschrieben: Postoperativer Pneumothorax < 2%; passageres kompensatorisches Schwitzen < 20%.
Nicht unterschätzt werden darf die Tatsache, dass die übermäßige Schweißproduktion für die Patienten nicht nur mit einem äußerst unangenehmen Körpergefühl mit möglicher Geruchsbelästigung (s.u. Bromhidrose, ekkrine) verbunden ist, sondern auch einen starken Einfluss auf den Alltag in seinem sozialen Umfeld nehmen kann. Untersuchungen zur Lebensqualität ( DLQI = Dermatology Life Quality Index) ergaben die höchsten (!) Einschränkungen der Lebensqualität bei allen dermatologischen Erkrankungen. Bei Manifestation der Erkrankung an den Händen (s.u. Hyperhidrosis pedum et manuum) mündet dies bei vielen Patienten in Scham oder Angst, anderen Menschen die Hand zu geben. Bei der axillären Hyperhidrose ist für die Betroffenen häufig die sichtbare Durchfeuchtung der Kleidung das Problem. Als ebenso belastend empfunden wird häufig die eintretende Geruchsbelästigung. Hieraus können Einschränkungen der beruflichen Tätigkeit sowie eine soziale Vereinsamung resultieren.

Ausland

Surgery:
Usually only considered if other treatment options have failed or have not been tolerated.
Sympathectomy (division of the sympathetic chain over the neck of the ribs under general anaesthesia) is the most commonly performed procedure[2]:
The National Institute for Health and Care Excellence (NICE) recommends that current evidence on the efficacy and safety of endoscopic thoracic sympathectomy supports its role in the management of primary hyperhidrosis of the upper limb[7].
Lumbar sympathectomy is not used for plantar hyperhidrosis because of the risk of sexual dysfunction.
Other complications include gustatory sweating, rhinitis, pneumothorax (usually resolves spontaneously), Horner's syndrome, brachial plexus injuries, postoperative neuralgia, and recurrent laryngeal nerve palsy.
Suction curettage involves using an arthroscopic shaver or similar device to debride the subcutaneous tissue and clear the glands through a small incision[2]:
It has been used in the management of axillary hyperhidrosis and seems to be well tolerated under local anaesthesia.
However in a randomised trial, botulin injections were found to be more effective than suction curettage surgery and patients expressed a strong preference for the injections[8].
Laser treatment can be used in a similar way to suction curettage and has the potential to offer a permanent solution but there are few clinical data to support the procedure, especially long-term follow-up[2].
MiraDry® is a non-invasive procedure that may be effective. It involves using an electromagnetic energy delivered to the skin using a specially designed handpiece[9].

Die Behandlungskosten werden von der Grundversicherung grundsätzlich nicht getragen. Einzelne Krankenkassen übernehmen die Kosten im Rahmen von Zusatzversicherungen. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Kasse.

Experten-Zentren (willkürliche Auswahl!):

Ist nach Erhebung der Anamnese und der körperlichen Untersuchung eine Operation angeraten, sollte vorab eine Kostenzusage der Krankenkasse eingeholt werden. Unsere Ärzt*innen erstellen für die Krankenkasse ein entsprechendes Gutachten. Erfahrungsgemäß werden die Kosten für die Blockade der Sympathikusnerven (ETSc) beziehungsweise das Durchtrennen der Sympathikusnerven (ETS) von den Kassen übernommen.

  • Uniklinik Jena Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie: minimal-invasive Thorakoskopie.

Botulinum

Botulinum ist zur Behandlung primärer axiliärer Hyperhidrose zugelassen. Der Einsatz an anderen Stellen, wo der Wirkstoff ebenfalls gut wirkt, wie an Händen, Füßen und Stirn, stellt einen sogenannten Off-Label-Use (sogenannte zulassungsüberschreitende Anwendung) dar.

Schweißdrüsenkürettage

Die Schweißdrüsenkürettage führt in der Regel zu einem sehr guten Ergebnis. Die Patientenzufriedenheit ist entsprechend hoch. Die Hyperhidrosis kann in den meisten Fällen dauerhaft und ohne Komplikationen beseitigt werden. Nur selten wird ein zweiter Eingriff notwendig.

Neuerdings bieten einige Ärzte eine Absaugung ähnlich der Fettabsaugung am Bauch über kleine Schnitte an. Allerdings kommt es häufig nach Absaugung zu erneutem Schwitzen im Verlauf, da die Operation die Nerven für einige Monate unterbricht, aber nur wenige Schweissdrüsen wirklich entfernt werden.

Thorakale Sympathektomie

Die chirurgische Behandlung beinhaltet die Durchtrennung der sympathischen Nerven, welche die Impulse zur Schweissabsonderung an die Schweissdrüsen senden.
Dies geschieht heutzutage in Form einer minimal-invasiven Technik mittels einer Spiegelung des Brustkorbes (Thorakoskopie) und Durchtrennung des sympathischen Grenzstranges (Sympathektomie) auf bis zu 3 Segmenten. Unter Vollnarkose wird pro Seite ein kleiner Schnitt am vorderen Ende der Achselhöhle angebracht, wo die Operation durchgeführt wird und anschliessend ein dünner Schlauch (Thoraxdrainage) zur Wiederherstellung des Unterdruckes herausgeführt wird. Diese Schläuche werden in der Regel noch während der Operation entfernt. Die meisten Patienten können am Abend des Operationstages nach Hause gehen. Diese Operation stellt in den Händen des geübten Chirurgen eine Routineoperation dar und ist mit geringen Risiken verbunden.

Sehr detaillierte Erklärung der Indikation, unerwünschten Folgen und des konkreten OP-Ablaufs inklusive Vorbereitung und Abschlussuntersuchung und Entlassung.
Aussage zu den Kosten: Übermäßiges Schwitzen ist eine Erkrankung. Die Kosten für den operativen Eingriff zur Behandlung der Hyperhidrose werden daher in der Regel zu 100% von den Krankenkassen übernommen. Das Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand verfügt über eine Kassenzulassung für die vor- und nachstationäre Untersuchung.

Die meisten Patienten können am Abend des Operationstages nach Hause gehen. Diese Operation stellt in den Händen des geübten Chirurgen eine Routineoperation dar und ist mit geringen Risiken verbunden.

Durch die operative Behandlung durch Sympatikusblockade wird das Schwitzen in bestimmten Körper Regionen, zum Beispiel den Händen, nahezu vollständig ausgeschaltet. Unter der (medizinisch nicht ganz korrekten, jedoch einfach verständlichen) Vorstellung einer "bleibenden Gesamtschwitzmenge", kommt es jedoch zu einer Verlagerung der Schweiß-Bildung auf andere Körperregionen, die dann mehr schwitzen.
Dieses kompensatorische Schwitzen kann in der Ausprägung unterschiedlich sein (nicht spürbar bis sehr störend) und in der Lokalisation (Rumpf oder Beine) nicht sicher vorher bestimmt werden, betrifft aber meistens den Rumpf.
Es ist wichtig, dass die Patienten sich dieser Folge bewusst sind und bereit sind, diesen Nachteil ggf. in Kauf zu nehmen.
Denn das kompensatorische Schwitzen tritt nach einer Sympatikusblockade nahezu immer auf.

Bei besonders schweren Formen der Hyperhidrose der Handflächen werden endoskopisch die Schweißdrüsen versorgenden Nervenfasern nach ihrem Austritt aus dem Rückenmark durchtrennt oder abgeklemmt. Dieser Eingriff sollte an einem chirurgischen Zentrum mit entsprechender Erfahrung durchgeführt werden. Sehr selten kann es in der Folge zu verstärktem Schwitzen in anderen Körperregionen kommen.

Gravimetrie

Ein saugfähiges Filterpapier und eine Ultrafeinwaage bestimmen die Menge des produzierten Schweißes.
Dieses Verfahren hilft zwar wenig bei der Diagnose, kann aber über Vorher-Nachher-Ergebnisse den Erfolg einer Therapie messen.

  • "As outlined above, the intermittent nature of sweating can however limit the diagnostic value of gravimetry [17]. In support of this, the included studies report a substantial variation of sweating both in individuals with and in individuals without HH. Transepidermal water loss may also be limited by the unpredictability of sweating and by variations in ambient humidity and skin tone [19, 34]. " (From Henning et al. 2021)
    • 17. Solish N, Bertucci V, Dansereau A, Hong HC, Lynde C, Lupin M, Smith KC, Storwick G (2007) A comprehensive approach to the recognition, diagnosis, and severity-based treatment of focal hyperhidrosis: recommendations of the Canadian Hyperhidrosis Advisory Committee. Dermatol Surg 33:908–923.
    • 19. Miotto A, Honda PAA, Bachichi TG, Holanda CS, Evangelista Neto E, Perfeito JAJ, Leao LEV, Costa ADS Jr (2018) Comparative study of transepidermal water loss in patients with and without hyperhidrosis by closed-chamber measurer in an air-conditioned environment. Einstein (Sao Paulo) 16:eAO4312.
    • 34. Tetteh HA, Groth SS, Kast T, Whitson BA, Radosevich DM, Klopp AC, D’Cunha J, Maddaus MA, Andrade RS (2009) Primary palmoplantar hyperhidrosis and thoracoscopic sympathectomy: a new objective assessment method. Ann Thoracic Surg 87:267–274 (discussion 274–265)

Mit Filterpapier und Feinwaage kann der Arzt bei besonderen Fragestellungen zusätzlich die während eines akuten Schweißausbruchs ausgeschiedene Schweißmenge messen (Gravimetrie).

Literatur

  • Henning MAS, Thorlacius L, Ibler KS, Jemec GBE. How to diagnose and measure primary hyperhidrosis: a systematic review of the literature. Clin Auton Res. 2021 Aug;31(4):511-528. doi: 10.1007/s10286-021-00794-6. Epub 2021 Mar 27. PMID: 33772671.
  • Hornberger J, Grimes K, Naumann M, Glaser DA, Lowe NJ, Naver H, Ahn S, Stolman LP; Multi-Specialty Working Group on the Recognition, Diagnosis, and Treatment of Primary Focal Hyperhidrosis. Recognition, diagnosis, and treatment of primary focal hyperhidrosis. J Am Acad Dermatol. 2004 Aug;51(2):274-86. doi: 10.1016/j.jaad.2003.12.029. PMID: 15280848.

Henning

  • Neither focal sweat measurement methods nor laboratory sampling has a high enough diagnostic value. Several studies have found a mismatch between patient-reported HH sweating and focal sweat measurement results (14, 21, 32, 34).
    • 14. Stefaniak T, Tomaszewski KA, Proczko-Markuszewska M, Idestal A, Royton A, Abi-Khalil C (2013) Is subjective hyperhidrosis assessment sufcient enough? Prevalence of hyperhidrosis among young Polish adults. J Dermatol 40:819–823
    • 21. Thorlacius L, Gyldenløve M, Zachariae C, Carlsen BC (2015) Dis tinguishing hyperhidrosis and normal physiological sweat produc tion: new data and review of hyperhidrosis data for 1980–2013. Int J Dermatol 54:e409-415.
    • 32. Gibbons M, Armbrecht E, Dudzinski J, Glaser DA (2019) Com parison of patient-reported disease severity and sweat measurements in primary focal hyperhidrosis. J Am Acad Dermatol 81:1209–1211.
    • 34. Tetteh HA, Groth SS, Kast T, Whitson BA, Radosevich DM, Klopp AC, D’Cunha J, Maddaus MA, Andrade RS (2009) Primary palmoplantar hyperhidrosis and thoracoscopic sympathec tomy: a new objective assessment method. Ann Thoracic Surg 87:267–274 (discussion 274–265).

MiraDry

Selbsthilfe


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* Zitat nach: Bach, Otto: ''Über die Subjektabhängigkeit des Bildes von der Wirklichkeit im psychiatrischen Diagnostizieren und Therapieren''. In: Psychiatrie heute, Aspekte und Perspektiven, Festschrift für Rainer Tölle, Urban & Schwarzenberg, München 1994, ISBN 3-541-17181-2, (Zitat: Seite 1)

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