Erstellt am 07 Sep 2015 16:13
Zuletzt geändert: 28 Apr 2016 08:50
Magenentleerungsstörungen bzw. eine Gastroparese kommen vor allem bei Diabetes mellitus auf dem Boden einer autonomen Neuropathie vor und sollen bei 30 - 50% aller Diabetiker nachweisbar sein1.
Therapie:
- diätetische Maßnahmen (mehrere kleine fett- und balaststoffarme Mahlzeiten),
- Prokinetika: Metoclopramid und Domperidon (Diese wirken als Dopamin-D2-Rezeptorantagonisten - bei beiden Substanzen kanne es zu Wirkungsverlust / Tachyphylaxie aufgrund einer veränderten Rezeptordichte kommen)
- Bei diabetischer Gastroparese, die nicht auf Ernährungsempfehlungen etc. anspricht, empfehlen Diabetologen einen Therapieversuch mit Erythromycin im Off-Label-Use.
- Bei therapierefraktären Patienten können laut diabetologischen Experten Botulinustoxin, Magenschrittmacher sowie die Anlage einer Jejunalsonde diskutiert werden.
Sowohl die Magenschrittmacherimplantation als auch die Anlage einer Jejunalsonde erscheinen risikobehaftet und mit relevanten Einschränkungen der Lebensqualität verbunden.
Forschung - neue Therapien in Entwicklung
In Österreich läuft am AKH Wien eine Studie mit Botox bei Gastroparese.
Im Jahr 2014 wurden die Ergebnisse eine Studie an gesunden Probanden (RCT) zur Wirkung von Prucaloprid auf die Magenentleerung publiziert:
Kessing BF, Smout AJ, Bennink RJ, Kraaijpoel N, Oors JM, Bredenoord AJ. Prucalopride decreases esophageal acid exposure and accelerates gastric emptying in healthy subjects. Neurogastroenterol Motil. 2014 Aug;26(8):1079-86.
Diese Studie zeigte, dass die Substanz bei den getesteten gesunden Probanden die Magenentleerung beschleunigte.
Derzeit läuft eine Studie zu Prucaloprid bei Gastroparese; Ergebnisse liegen aber nicht vor; ein deutsches Studienzentrum existiert nicht bzw. lässt sich der Studiendatenbank nicht entnehmen, so dass eine Teilnahme für deutsche Patienten an der Studie vermutlich nicht möglich ist. Studien-Registriernummer bei Clinicaltrials.gov: NCT02031081.
Sonstiges
Ein auf „medscape.com“ veröffentlichter Artikel der Zeitschrift Current Opinion in Gastroenterology (Hasler W. Curr Opin Gastroenterol. 2012;28(6):621-628.) nennt generell „neuere Prokinetika“ als aussichtsreichste Substanzen zur Behandlung der Gastroparese.
Im Off-Label-Use könnte somit im Einzelfall eine Behandlung mit Prucaloprid/Resolor in Betracht kommen.
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* Zitat nach: Bach, Otto: ''Über die Subjektabhängigkeit des Bildes von der Wirklichkeit im psychiatrischen Diagnostizieren und Therapieren''. In: Psychiatrie heute, Aspekte und Perspektiven, Festschrift für Rainer Tölle, Urban & Schwarzenberg, München 1994, ISBN 3-541-17181-2, (Zitat: Seite 1)
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