Diabetes mellitus

Erstellt am 27 Sep 2018 11:54
Zuletzt geändert: 31 Oct 2024 22:35

Leitlinien

International

NICE on diabetes

Siehe auch in diesem Wiki:

Weblinks

Umdenken zu lernen ist das eine, finanzielle Fehlanreize das andere. Sobald hierzulande ein Patient mit Typ-2-Diabetes mit Insulin therapiert wird, fällt für seine Krankenkasse automatisch ein morbiditätsorientierter Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) der Morbiditätsgruppe 20 (HMG 20) in Höhe von 2 249 Euro an. Dies ist großzügig bemessen in der Annahme, dass jene, die Insulin benötigen, kränker sind. Ein Patient, dem es gelingt, vom Insulin wieder wegzukommen, ist infolgedessen für die Krankenkassen weniger attraktiv. Daher gibt es kein Interesse, Maßnahmen zur Remission zu unterstützen.

  • Die amerikanische Diabetesgesellschaft und ihr europäisches Pendant haben ihre Konsensus-Leitlinie zu Typ-2-Diabetes aktualisiert. Die Therapie wird deutlich komplexer:
    • Metformin bleibt auch in der neuen Konsensus-Leitlinie von ADA und EASD "Management der Hyperglykämie bei Typ-2-Diabetes" Mittel der Wahl zu Beginn der medikamentösen Therapie. Bei der Eskalation der Behandlung ist jedoch zu berücksichtigen, ob der Patient zusätzlich an atherosklerotisch kardiovaskulären Erkrankungen (ASCVD), chronischer Nierenkrankheit und/oder Herzinsuffizienz leidet.
    • Liegt keine solche Folgekrankheit vor, muss entschieden werden, ob Hypoglykämie-Vermeidung, Gewichtsreduktion oder die Therapiekosten im Vordergrund der Behandlung stehen (Diabetologia 2018; online 5. Oktober). Die Wahl des Wirkstoffs ist abhängig von der Gewichtung der Parameter
    • • Bei ASCVD wird ein GLP-1-Agonist oder ein SGLT2-Hemmer empfohlen. Die Wirkstoffe sollten Belege für einen Herzschutz aus kardiovaskulären Endpunktstudien haben. Dazu gehören die Studien LEADER mit Liraglutid und EMPA-REG-OUTCOME mit Empagliflozin.
    • • Bei chronischer Nierenkrankheit und/oder Herzinsuffizienz wird immer ein SGLT2-Hemmer mit entsprechenden Endpunktdaten präferenziell empfohlen.
    • Erreicht ein Patient mit ASCVD oder Nierenkrankheit bereits sein HbA1c-Ziel ohne GLP-1-Agonisten oder SGLT2-Hemmer, sollte bei Mehrfachtherapie ein Wechsel auf eine dieser Substanzen erfolgen. Bei Monotherapie ist das individuelle HbA1c-Ziel zu hinterfragen und eventuell zusätzlich zu senken oder es ist alle drei Monate zu überprüfen. In beiden Fällen wäre dann unter Umständen eins der obigen Antidiabetika hinzuzufügen.
    • Bei Patienten ohne die drei erwähnten Folgekrankheiten kommen bei der Wahl des zweiten Antidiabetikums Zusatzeffekte wie Gewichtsreduktion und Hypoglykämievermeidung ins Spiel. Wird eine Injektionstherapie erwogen, wird präferenziell zu GLP-1-Agonisten und nicht primär zu Insulin geraten. Generell empfohlen werden.
    • bei einer Präferenz für Hypoglykämievermeidung: DPP4-Hemmer, Glitazone, GLP-1-Agonisten oder SGLT2-Hemmer,
    • • bei einer Präferenz für Gewichtsreduktion: SGLT2-Hemmer oder GLP-1-Agonisten,
    • • bei einer Präferenz für niedrige Kosten: Sulfonylharnstoffe oder Glitazone. Diese sollten immer in der niedrigsten effektiven Dosis und gemeinsam mit einer entsprechenden Schulung verordnet werden, um unerwünschte Wirkungen wie Hypoglykämien und Gewichtszunahme zu minimieren.
Newcastle Magnetic Resonance Centre: Reversing Type 2 Diabetes.

Die Beiträge in diesem Wiki zu "Erkrankungen und Behinderungen", gesundheitlichen Problemlagen und Indikationen erheben weder den Anspruch, umfassend noch hinsichtlich der Einsortierung in einer Rubrik immer unstrittig zu sein.
Die Beiträge sind aus sozialmedizinischem Blickwinkel und mit dem Schwerpunkt der sozialmedizinischen Begutachtung einsortiert. Aus der Einordnung in einer Rubrik resultiert weder eine Wertung noch eine objektive Feststellung hinsichtlich der Bedeutung einer gesundheitlichen Problemlage/Erkrankung.
Alle Darstellungen medizinischer Sachverhalte, Erkrankungen und Behinderungen und deren sozialmedizinische Einordnung und Kommentierungen hier im Wiki dienen nicht einer "letzt begründenden theoretisch-wissenschaftlichen Aufklärung", sondern sind frei nach Karl Popper "Interpretationen im Licht der Theorien."*

* Zitat nach: Bach, Otto: ''Über die Subjektabhängigkeit des Bildes von der Wirklichkeit im psychiatrischen Diagnostizieren und Therapieren''. In: Psychiatrie heute, Aspekte und Perspektiven, Festschrift für Rainer Tölle, Urban & Schwarzenberg, München 1994, ISBN 3-541-17181-2, (Zitat: Seite 1)

Alle medizinischen Aussagen und Informationen in diesem Wiki dienen nicht der medizinischen Beratung und können und sollen eine persönliche fachliche ärztliche Beratung nicht ersetzen!


Neue Seite anlegen

Sofern nicht anders angegeben, steht der Inhalt dieser Seite unter Lizenz Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 License