Chronischer Beckenschmerz

Erstellt am 30 Oct 2020 22:06
Zuletzt geändert: 03 Nov 2020 20:42

Literatur

Allgemeines

  • Clemens JQ, Mullins C, Ackerman AL, Bavendam T, van Bokhoven A, Ellingson BM, Harte SE, Kutch JJ, Lai HH, Martucci KT, Moldwin R, Naliboff BD, Pontari MA, Sutcliffe S, Landis JR; MAPP Research Network Study Group. Urologic chronic pelvic pain syndrome: insights from the MAPP Research Network. Nat Rev Urol. 2019 Mar;16(3):187-200. doi: 10.1038/s41585-018-0135-5. PMID: 30560936; PMCID: PMC6800057.
  • Doiron RC, Shoskes DA, Nickel JC. Male CP/CPPS: where do we stand? World J Urol. 2019 Jun;37(6):1015-1022. doi: 10.1007/s00345-019-02718-6. Epub 2019 Mar 12. PMID: 30864007.

Interstitielle Zystitis und Painful Bladder

Myofasziale Beteiligung

Schweregrad, Ausprägung

Hintergrund: Diese Studie untersuchte die Prävalenz der Somatisierungsstörung beim Urologischen Chronischen Schmerzsyndrom im Beckenbereich (UCPPS) und den Nutzen von zwei Symptom-Screening-Instrumenten mit Selbstbericht für die Beurteilung der Somatisierung bei Patienten mit UCPPS.
Ergebnisse: Nur wenige (nur 6,5%) der UCPPS-Probe erfüllten die Perley-Guze-Kriterien für eine definitive Somatisierungsstörung. Die Perley-Guze-Somatisierungsstörung wurde durch eine definitive PSPS-Q-Somatisierung mit einer Sensitivität und Spezifität von mindestens 75% vorhergesagt. Die Perley-Guze-Somatisierungsstörung wurde durch eine schwere (> 15) PHQ-15-Schwelle vorhergesagt, die eine Sensitivität und Spezifität von > 90% aufwies, aber nur von 16% der Patienten erfüllt wurde. Die mittelschwere (> 10) PHQ-15-Schwelle hatte eine höhere Sensitivität (100%), aber eine geringere Spezifität (52%) und wurde von 52% der Stichprobe erfüllt.
Schlussfolgerungen: Der PHQ-15 ist kurz, aber er misst Symptome, die nur eine Dimension der Somatisierung darstellen. Der PSPS-Q erfasst in einzigartiger Weise zwei konzeptionelle Dimensionen, die der Definition der Somatisierungsstörung inhärent sind, nämlich sowohl die Anzahl der Symptome als auch die Verteilung der Symptome über mehrere Organsysteme, mit Relevanz für die UCPPS als ein Syndrom, das nicht nur eine Sammlung urologischer Symptome ist, sondern ein breiteres Syndrom mit Symptomen, die über das urologische System hinausgehen.

Medikamentöse Therapie

Conclusion: This study does not justify the use of botulinum toxin in the context of chronic pelvic pain with myofascial syndrome but does justify muscle injections with LA alone. ClinicalTrials.gov: NCT01967524.

Physiotherapie

Neuromodulation

Schlussfolgerung: Die rTMS für Patienten mit CP/CPPS schien gut verträglich zu sein, zumindest mäßig wirksam in der Schmerzreduktion und könnte bei Patienten mit chronischen Beckenschmerzen, die gegen konventionelle Behandlung resistent sind, von Interesse sein. Diese Ergebnisse müssen noch durch eine randomisierte Studie bestätigt werden.

Unserer Meinung nach wäre ihre Studie noch aufschlussreicher gewesen, wenn die Autoren eine klare Erklärung für die 12 Wochen nach der rTMS beobachteten negativen Ergebnisse gegeben hätten. In ihrer Studie stieg die numerische Ratingskala (NRS) 12 Wochen nach der rTMS wieder bis in die Nähe des Ausgangsniveaus an, was dem typischen Ansprechprofil der rTMS entspricht. Dies wirft die Frage auf, ob wir rTMS für CP/CPPS benötigen werden, wenn nach 12 Wochen keine signifikante Verbesserung der NRS eintritt. Es wäre für die Leser sehr hilfreich, wenn die Autoren eine klare Erklärung zu dieser Frage geben könnten. Trotz dieser Einschränkung erhöht die Studie von Nikkola et al. das Bewusstsein der Leser für die Frage neuer Behandlungsmodalitäten für CP/CPPS.

Wie im Artikel und im Kommentar besprochen, entsprechen die Ergebnisse dem typischen Reaktionsprofil der rTMS. In der klinischen Anwendung bei Depressionen und Schmerzindikationen wird unser institutionelles Protokoll gemäß der Studie von Hodaj et al. modifiziert. Es besteht aus einer intensiven Periode von 10 Sitzungen während 2 Wochen, gefolgt von 8 Erhaltungssitzungen während der ersten 2 Monate: 2 wöchentliche Sitzungen für die ersten 2 Wochen, eine wöchentliche Sitzung für die nächsten 2 Wochen und eine Sitzung in 2 Wochen danach. Danach kann das Intervall der Erhaltungstherapie verlängert werden. Bei Schmerzindikationen sind 1-2 Sitzungen pro Monat typisch für Patienten, die positiv ansprechen und sich einer Erhaltungstherapie unterziehen.
Die aktuellen Empfehlungen für die rTMS besagen, dass es noch keinen eindeutigen Algorithmus für die Erhaltungstherapie gibt. Die vorliegende Studie ermutigt die zukünftige Forschung zur rTMS bei CP/CPPS und zeigt, dass selbst bei kurzer Behandlung und ohne Erhaltungstherapie ein zumindest moderates Ansprechen auf die Behandlung erreicht werden kann. Wir regen an, in künftigen randomisierten kontrollierten Studien auch die Rolle von Erhaltungssitzungen zu untersuchen.

Komplementärmedizin


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* Zitat nach: Bach, Otto: ''Über die Subjektabhängigkeit des Bildes von der Wirklichkeit im psychiatrischen Diagnostizieren und Therapieren''. In: Psychiatrie heute, Aspekte und Perspektiven, Festschrift für Rainer Tölle, Urban & Schwarzenberg, München 1994, ISBN 3-541-17181-2, (Zitat: Seite 1)

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