Literarisch-sozialmedizinisches Kabinett

Erstellt am 30 May 2016 14:01 - Zuletzt geändert: 09 Oct 2020 20:34

Im Jahr 2003 schrieb der ehemalige Wissensmanagementbeauftragte des MDS, Dr. Thomas Kohlhaußen, folgenden Eintrag in der Datenbank InfoMeD:

"Endlich ist der optimale "pflegeleichte" Beitrag für InfoMeD gefunden, der mit ziemlicher Sicherheit niemals ein Update / eine Aktualisierung benötigt, weil er offenbar zeitlos ist. Er stammt aus der Feder von Eugen Roth - der immerhin schon vor über 40 Jahren verstorben ist und dennoch mit dem vorliegenden kurzen Gedicht eine "hochaktuelle" Schilderung des Eindrucks niederschrieb, den mancher Versicherte von seiner Krankenkasse auch heute noch (oder wieder ?) haben mag."

Kassenhass
Ein Mann, der eine ganze Masse
Gezahlt hat in die Krankenkasse,
Schickt jetzt die nötigen Papiere,
Damit auch sie nun tu das ihre.
Jedoch er kriegt nach längrer Zeit
Statt baren Gelds nur den Bescheid,
Nach Paragraphenziffer X
Bekomme er vorerst noch nix,
Weil, siehe Ziffer Y,
Man dies und das gestrichen schon,
So daß er nichts, laut Ziffer Z,
Beanzuspruchen weiter hätt.
Hingegen heißt's, nach Ziffer A,
Daß er vermutlich übersah,
Daß alle Kassen, selbst in Nöten,
Den Beitrag leider stark erhöhten
Und daß man sich, mit gleichem Schreiben,
Gezwungen seh, ihn einzutreiben.
Besagter Mann denkt, krankenkässlich,
In Zukunft ausgesprochen häßlich.

"Höhere Beiträge, Zuzahlungen, Gebühren etc. haben" - so schrieb T. Kohlhaußen - aber "unter Umständen auch ihr Gutes, denn für die Einschätzung einer "hervorragenden Behandlung" gilt bei vielen Patienten immer noch - (auch diese "Einsicht" stammt von Eugen Roth):"

Der Kranke traut nur widerwillig
Dem Arzt, der's schmerzlos macht und billig.
Lass nie den alten Grundsatz rosten:
Es muss a) weh tun, b) was kosten !

Eugen Roth (1895-1976)

Ein weiteres Fundstück aus InfoMeD, über dessen literarische Qualität und Quelle allerdings Unklarheit besteht, ist folgendes:

Eine Weisheit der Dakota-Indianer sagt:

"Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab."

Doch im Berufsleben versuchen wir oft andere Strategien, nach denen wir in dieser Situation handeln:

1. Wir besorgen eine stärkere Peitsche.
2. Wir wechseln die Reiter.
3. Wir sagen: "So haben wir das Pferd doch immer geritten."
4. Wir gründen einen Arbeitskreis, um das Pferd zu analysieren.
5. Wir besuchen andere Orte, um zu sehen, wie man dort tote Pferde reitet.
6. Wir erhöhen die Qualitätsstandards für den Beritt toter Pferde.
7. Wir bilden eine Task Force, um das tote Pferd wiederzubeleben.
8. Wir schieben eine Trainingseinheit ein, um besser reiten zu lernen.
9. Wir stellen Vergleiche unterschiedlich toter Pferde an.
10. Wir ändern die Kriterien, die besagen, ob ein Pferd tot ist.
11. Wir kaufen Leute von außerhalb ein, um das tote Pferd zu reiten.
12. Wir schirren mehrere tote Pferde zusammen an, damit sie schneller werden.
13. Wir erklären: "Kein Pferd kann so tot sein, dass man es nicht noch schlagen könnte."
14. Wir machen zusätzliche Mittel locker, um die Leistung des Pferdes zu erhöhen.
15. Wir machen eine Studie, um zu sehen, ob es billigere Berater gibt.
16. Wir kaufen etwas zu, das tote Pferde schneller laufen läßt.
17. Wir erklären, dass unser Pferd "besser, schneller und billiger" tot ist.
18. Wir bilden einen Qualitätszirkel, um eine Verwendung für tote Pferde zu finden.
19. Wir überarbeiten die Leistungsbedingungen für Pferde.
20. Wir richten einen unabhängige Kostenstelle für tote Pferde ein.

Diese zeitlosen Einträge aus dem "alten" InfoMeD der MDK-MDS-Gemeinschaft seien noch ergänzt durch folgendes kleines Gedicht von Eugen Roth:

Was bringt den Doktor um sein Brot?
a) Die Gesundheit, b) der Tod.
Drum hält der Arzt, auf daß er lebe,
uns zwischen beiden in der Schwebe.


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