Kodierung

Erstellt am 07 Sep 2018 11:45 - Zuletzt geändert: 07 Oct 2021 09:53

Kodierung in der Medizin bezeichnet die verschiedenen Verschlüsselungssysteme bzw. die Überführung der freitextlichen ärztlichen Beschreibungen von Diagnosen und Prozeduren sowie Abrechnungs-Sachverhalten.

Es gibt die Idee, dass alle Kodierungen - oder "Schlüssel" - die in der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) aufgeführt sind, als Krankheiten zu gelten haben.
Dass dies nicht so sein kann, zeigt schon ein Blick in diese Klassifikation selbst. Dort sind im Kapitel XVII "Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien" mit den Codes Q00-Q99 verschlüsselt.
Für eine Vielzahl dieser Schlüssel enthält die erklärende Legende eine Differenzierung nach Anomalie - Deformität - Krankheit oder Schädigung. Das bedeutet, nur ein kleiner Teil der hier verschlüsselbaren Auffälligkeiten wird auch als "Deformität" eingeordnet; ein noch kleinerer Teil hat Krankheitswert.

Generell beweist eine mögliche ICD-10-Kodierung eines medizinischen Befunds nicht, dass es sich um eine Krankheit handelt!

Beispiele:
ICD-10 Schlüssel "R19.1": Fehlende Darmgeräusche oder Übermäßige Darmgeräusche
ICD-10 Schlüssel "R19.6": Mundgeruch
ICD-10 Schlüssel "Q17.5": Abstehendes Ohr (Otapostasis oder Apostasis otum)
ICD-10 Schlüssel "Q27.9": Angeborene Fehlbildung des peripheren Gefäßsystems, nicht näher bezeichnet – Mit diesem Schlüssel kann auch z.B. eine zusätzliche Netzhautarterie verschlüsselt werden, die die Träger dieser "Fehlbildung" vor einer Erblindung im Falle eines Netzhautarterienverschlusses schützen könnte.
ICD-10 Schlüssel "R45": Symptome, die die Stimmung betreffen – Mit diesem Schlüssel können Dinge codiert werden wie "R45.0": Nervosität oder "R45.2": Unglücklichsein oder Sorgen ohne nähere Angaben
ICD-10 Schlüssel "R46": Symptome, die das äußere Erscheinungsbild und das Verhalten betreffen – Mit diesem Schlüssel können Dinge codiert werden wie "R46.0": Vernachlässigung der Körperpflege oder "R46.8": Vernachlässigung der eigenen Person – wobei diese Symptome sowohl Ausdruck von Krankheiten als auch von psychischen und/oder sozialen Besonderheiten oder auch von äußeren Umständen (Krieg, Verfolgung, Notlage) sein können.

Unter den ICD-10-Schlüsseln "T51-T65": Toxische Wirkungen von vorwiegend nicht medizinisch verwendeten Substanzen können Dinge verschlüsselt werden wie Betrunkenheit mit Vergiftungserscheinungen ("T51.0": Toxische Wirkung: Äthanol), während die einfache Betrunkenheit und der Kater mit "F10.0": Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol: Akute Intoxikation - akuter Rausch verschlüsselt werden.

ICD 10

OPS

DRG

Hintergrund



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