Racecadotril

Erstellt am 07 Sep 2015 17:03
Zuletzt geändert: 07 Sep 2015 17:26

Racecadotril ist in Skandinavien unter dem Handelsnamen Hidrasec® natioanl (bzw. regional) bei Kindern über drei Monaten und bei Erwachsenen in der Indikation akute Diarrhöe zugelassen1.

Ebenfalls zugelassen ist die Substanz in Großbritannien und in Frankreich. Im Rahmen des Evidenz-Programms des britischen NHS wurden zwei Evidenz-Bewertungen für Racecadotril veröffentlicht.

Wirkprinzip:

Im Unterschied zu anderen Antidiarrhoika, die die Darmmotilität hemmen, hat Racecadotril einen anti-sekretorischen Effekt auf die Darmschleimhaut.

Siehe auch:

Racecadotril gehört - ebenso wie Thiorphan - zur Gruppe der so genannten Neutrale Endopeptidase–Hemmer. Neuerdings wird die Stoffgruppe auch als „Enkephalinase Inhibitor“ bezeichnet.
Laut Literatur gibt es für die Substanzen aus dieser Gruppe Hinweise auf eine zusätzliche Neuroprotektion – was bei einer diabetisch bedingten neurologischen Schädigung natürlich eine nützliche Neben-Wirkung wäre:

Medja F, Lelièvre V, Fontaine RH, Lebas F, Leroux P, Ouimet T, Saria A, Rougeot C, Dournaud P, Gressens P. Thiorphan, a neutral endopeptidase inhibitor used for diarrhoea, is neuroprotective in newborn mice. Brain. 2006 Dec;129(Pt 12):3209-23.

Studien an Kindern zeigten auch, dass in den bislang publizierten Studien bei Erwachsenen und Kindern unter Thiorphan bzw. Racecadotril deutlich weniger Nebenwirkungen als unter Loperamid auftreten:

Eberlin M, Mück T, Michel MC. A comprehensive review of the pharmacodynamics, pharmacokinetics, and clinical effects of the neutral endopeptidase inhibitor racecadotril. Front Pharmacol. 2012 May 30;3:93.

Eine Publikation aus der Palliativmedizin (Pastrana T, Meißner W. Behandlung der Diarrhö mit Loperamid in der Palliativmedizin. Schmerz. 2013 Apr;27(2):182-9.) kommt zu dem Schluss, dass der Nutzen von Loperamid in der symptomatischen Durchfall-Behandlung nicht belegt ist und Loperamid nicht evidenzbelegt empfohlen werden kann; dass jedoch Evidenz den Einsatz von Racecadotril bei palliativen Patienten mit Diarrhöe nahe legt.

Sozialrechtlich ist aufgrund der Alternative Loperamid und der noch unvollständigen Studienlage zu Thiorphan bzw. Racecadotril eine Leistungspflicht der Kasse für Thiorphan bzw. Racecadotril bei diabetischer autonomer Neuropathie mit Diarrhöe nicht generell zu begründen. In palliativer Indikation könnte diese jedoch unter Umständen anders zu bewerten sein.

Darüber hinaus wäre ggf. der Wirtschaftlichkeitsaspekt zu berücksichtigen – im Rahmen der Verpflichtung der Kasse zu wirtschaftlichem Handeln unter Berücksichtigung der medizinischen Fakten und der Versorgungsqualität (§§s, 12 und 70 SGB V) wäre hier ggf. im Einzelfall eine leistungsrechtliche Entscheidung der Kasse zu treffen.


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Zitat nach: Bach, Otto: ''Über die Subjektabhängigkeit des Bildes von der Wirklichkeit im psychiatrischen Diagnostizieren und Therapieren''. In: Psychiatrie heute, Aspekte und Perspektiven, Festschrift für Rainer Tölle, Urban & Schwarzenberg, München 1994, ISBN 3-541-17181-2, (Zitat: Seite 1)
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