Bexsero

Erstellt am 07 Dec 2015 14:38
Zuletzt geändert: 04 Aug 2017 14:44

Im Juni 2015 hat die STIKO eine Empfehlung zur Anwendung eines Meningokokken-B-Impfstoffs bei Personen mit erhöhtem Risiko für Meningokokken-Erkrankungen beschlossen. Die Empfehlung wurde im Epid. Bull. 34/2015 im August 2015 veröffentlicht. In diesem Dokument werden die Gründe für diese Entscheidung im Detail dargestellt.

Nach Bewertung der verfügbaren Evidenz empfiehlt die STIKO bestimmten Personengruppen mit erhöhtem Risiko für eine invasive Meningokokken-Erkrankung eine Meningokokken-B-Impfung nach individueller Risikoabschätzung.
Gesundheitlich gefährdete Personen mit angeborener oder erworbener Immundefizienz bzw. -suppression mit T- und/oder B-zellulärer Restfunktion, insbesondere bei Komplement-/Properdindefizienz, Eculizumab-Therapie (monoklinere Antikörper gegen die terminale Komplementkomponente C5), Hypogammaglobulinämie sowie anatomischer oder funktioneller Asplenie sollen gemäß der entsprechenden Empfehlungen der STIKO zusätzlich zu einer Impfung mit einem MenACWY-Konjugatimpfstoff mit einem Meningokokken-B-Impfstoff geimpft werden.

Ebenso sollen laut STIKO Personen mit Haushaltskontakt oder engem, haushaltsähnlichem Kontakt zu einem Patienten mit einer invasiven Meningokokken-Infektion (IME) eine postexpositionelle Impfung erhalten, und zwar nicht nur dann, wenn die Infektion des Indexpatienten durch die Serogruppen A, C, W oder Y, sondern auch wenn sie durch die Serogruppe B verursacht wurde.

Schließlich soll gefährdetes Laborpersonal (bei Arbeiten mit dem Risiko der Bildung eines N.-meningitidis-Aerosols) zusätzlich zur Impfung mit einem gegen die Serotypen A, C, W135 und Y gerichtete Impfung auch eine Meningokokken-B-Impfung erhalten.

Zum Hintergrund der Meningokokken-B-Impfung ist bemerkenswert, dass die Entwicklung eines entsprechenden Impfstoffes ungleich schwieriger war als die der Impfstoffe gegen die Serotypen A, C, W135 und Y.

Die Polysaccharidhülle der Serogruppe B ist nur schwach immunogen; zudem sind die präsentierten Antigene körpereigenen Proteinstrukturen (Adhäsionsmoleküle neuronaler Zellen - NCAM) chemisch so ähnlich, dass Autoimmunreaktion bei einem rein auf den Hüll-Polysacchariden basierenden Impfstoff zu befürchten wären.

Impfstoffe auf Basis der Vesikelproteine der äußeren Bakterienmembran (“outer membrane vesicle“ - OMV) versagen aber aufgrund ihrer streng stammspezifischen Wirkweise bei anderen genetischen Varianten der Serogruppe B und sind daher nicht global einsetzbar.

Bislang existiert nur ein einziger Impfstoff mit Wirksamkeit gegen Meningokokken der Serogruppe B; das mittels so genannter "reverser Vakzinologie" entwickelte Bexsero®.

Aktualisierung November 2015:
Mit Datum vom 27.11.2015 wurden die neuen Empfehlungen der STIKO bezüglich der Meningokokken-B-Impfung vom Gemeinsamen Bundesausschuss umgesetzt; die Schutzimpfungs-Richtlinie enthält seit diesem Datum einen Verweis auf das Epidemiologische Bulletin Nr. 34 vom 24. August 2015, S.338f und auf das Epidemiologische Bulletin Nr. 37 vom 14. September 2015.

Aktualisierung 2016:
Der aktuelle Impfkalender der STIKO enthält weiterhin nur die Meningokokken-ACWY-Impfung.
Die Meningokokken-B-Impfung wird als Indikationsimpfung aufgeführt unter folgenden Umständen:

Gesundheitlich gefährdete Personen mit angeborener oder erworbener Immundefizienz bzw. -suppression mit T- und/oder B-zellulärer Restfunktion, insbesondere:
▶▶ Komplement-/Properdindefekte,
▶▶ Eculizumab-Therapie (monoklonaler Antikörper gegen die terminale Komplementkomponente C5),
▶▶ Hypogammaglobulinämie,
▶▶ funktioneller oder anatomischer Asplenie.

Die von der STIKO angeführten, nicht abschließenden Indikationen entsprechen im Wortlaut der Formulierung in der aktuellen Schutzimpfungsrichtlinie.

Siehe auch:

Artikel Invasive Meningokokkenerkrankungen in diesem Wiki.


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Zitat nach: Bach, Otto: ''Über die Subjektabhängigkeit des Bildes von der Wirklichkeit im psychiatrischen Diagnostizieren und Therapieren''. In: Psychiatrie heute, Aspekte und Perspektiven, Festschrift für Rainer Tölle, Urban & Schwarzenberg, München 1994, ISBN 3-541-17181-2, (Zitat: Seite 1)
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