In der Zeitschrift "Der Urologe" erschien 2015 eine Überblicksarbeit mit dem Titel "Positronenemissionstomographie bei urologischen Tumorerkrankungen"1
Auszug aus diesem Artikel:
"Die Detektion des Nierenzellkarzinoms mittels PET-basierter Diagnostik hat sich bis jetzt nicht durchsetzen können, da die meisten Radiotracer(z.B. 18F-FDG) renal eliminiert werden und dadurch die Diagnostik deutlich erschweren. …
Demgegenüber besitzt die 18F-FDG-PET eine höhere Sensitivität beim metastasierten Nierenzellkarzinom und zeigt bei 95 % der im CT bekannten Metastasen eine messbare Aktivität.
In einer Metaanalyse wurde die Rolle der 18F-FDG-PET in der Diagnose des Nierenzellkarzinoms untersucht. Die gepoolte Sensitivität für den Nachweis von renalen Läsionen mittels FDG-PET lag bei 62 % bei einer Spezifität von 88 %. Für die Detektion von extrarenalen Läsionen lag die Sensitivität bei 79 % bei einer Spezifität von 90 %. Durch den Einsatz von Hybrid-PET/CT-Scannern konnte diese Sensitivität auf 91 % bei einer Spezifität von 88 % und konsistenten Ergebnissen gesteigert werden.
Durch den Einsatz von neuen rezeptorspezifischen Radiotracern soll die Limitation von 18F-FDG überwunden werden. …
Die Datenlage zur PET-basierten Beurteilung des Therapieansprechens ist sehr limitiert und bedarf weiterer Studien mit möglicherweise neuen Radiotracern.
Das Lehrbuch von Mohnicke aus dem Jahr 2006 sagte folgendes zur PET-CT:
"Nach kontroversen Frühberichten scheint die PET vorerst ad acta gelegt. Warum ist PET bei Nierentumoren inkompetent?
1. Therapeutische Konsequenzen, die den Rahmen herkömmlicher Diagnoseverfahren ergänzen und erweitern, sind bis heute nicht belegt.
2. Gegenüber CT und MRT, den Präferenzmethoden der bildgebenden Diagnostik, erklärt sich die zögerliche PET-Akzeptanz in der urologischen Onkologie vor allem durch die hohe Zahl falsch negativer Befunde."
Mit anderen Worten: Die PET hat eine inakzeptabel hohe Rate falsch negativer Befunde bei Nierenzelltumoren. Zur Diagnostik von Nierentumoren oder deren Metastasen ist die FDG-PET daher keine geeignete Methode.
In ähnlicher Weise äußert sich auch das Fachbuch von Schober und Heindl aus dem Jahr 2007 zur PET/CT bei der Diagnosesicherung und beim Primärstaging des Nierenzellkarzinoms.
Dort heißt es, dass die Entscheidung über die Tumordignität im Rahmen der Primärdiagnostik beim Nierenzellkarzinom keine Domäne der FDG-PET sei. Schober und Heindl äußern die Hoffnung, dass andere Radiotracer vielleicht in der Zukunft den Nutzen der PET bei Nierentumoren verbessern könnten.
Schober und Heindl sehen evtl. einen möglichen Nutzen in ausgewählten Einzelfällen in der Diagnostik von Fernmetastasen des Nierenkarzinoms. Beim Nachweis und Ausschluss von Fernmetastasen2 sei die PET der CT überlegen; ein Einsatz der PET sei besonders sinnvoll bei evtl. solitären Metastasen vor geplanten Operationen und bei unklaren Befunden im CT.
Ein Fallbericht eines Patienten mit negativem PET-Scan trotz histologischem bzw. operativem Nachweis von drei verschiedenen bösartigen Tumoren aus dem Jahr 20133 enthält folgende informative Aussage zur FDG-PET bei Nierenzellkarzinom:
“Many neoplasms show increased glucose metabolism and consequent (18)F-FDG uptake. Nevertheless, some relatively differentiated cancers, such as clear cell carcinoma of the kidney and bronchioloalveolar adenocarcinoma, show tipically faintly/no uptake resulting in a consequent negative PET/CT scan.”
Die Autoren beschließen ihren Fallbericht mit den Worten:
"This is an extreme case, … that reminds us that 18F-FDG is surely … not a “universal” tracer valid for all kinds of cancers and that all scenarios however unlikely are possible, keeping in mind that a true cancer diagnosis is only bioptic."
Die aktuelle Leitlinie der europäischen urologischen Gesellschaft (European Association of Urology) mit Stand vom März 2015 empfiehlt den Einsatz der PET-CT beim Nierenzellkarzinom nicht. Als Standardbildgebung beim Nierenzellkarzinom sieht diese Leitlinie die Computertomographie-Urographie vor. In Einzelfällen komme ebenfalls die Kernspin-Urographie in Frage. Weitere bildgebende diagnostische Maßnahmen spielen laut dieser Leitlinie nur eine sehr begrenzte Rolle.
Eine FDG-PET besitzt anhand der aktuellen medizinischen Erkenntnisse keine Vorteile gegenüber den verfügbaren konventionellen Untersuchungsmethoden. Aus sozialmedizinischer Sicht ist eine Anwendung zu Lasten der GKV zur Klärung des Metastasen-Status bei primärem Nierentumor im Regelfall nicht zu rechtfertigen.
Siehe auch: Leitlinie Nierenzellkarzinom der Deutschen Krebsgesellschaft. - AWMF-Leitlinie Nierenzellkarzinom - Onkopedia zu Nierenzellkarzinom - Europäische Leitlinie "Renal Cancer"
Siehe auch Artikel Nierenzellkarzinom in diesem Wiki.
Aktualitäts-Check: Aktuelle Ergebnisse der Pubmed-Suche zu PET und Nierenzellkarzinom4