PET bei Blasenkarzinom

Aus Maurer et al. Positronenemissionstomographie bei urologischen Tumorerkrankungen (Übersichtsarbeit, 2015):

Nach anfänglich fast euphorischen Berichten zur PET-Diagnostik beim Urothelkarzinom der Blase traten in den letzten Jahren zunehmend auch die Limitationen in den Vordergrund. Insbesondere der Lokalbefund in der Blase kann meist nur ungenau abgegrenzt werden, da zum einen die Tracer 18F-FDG und z. T. auch 18F-Cholin und 11C-Acetat (selten auch 11C-Cholin) renal ausgeschieden werden, zum anderen die PET aufgrund der geringeren örtlichen Auflösung hier meist keine klinisch relevanten Mehrinformationen zur Schnittbildgebung hinsichtlich z. B. Infiltrationstiefe geben können. So wird die PET meist für das Staging einer lymphogenen oder Fernmetastasierung angewandt. Für den Tracer 18F-FDG liegen dabei die größten Erfahrungen vor.

In der aktuell größten Studie zur 18F-FDG-PET von Goodfellow et al. wurde präoperativ bei 233 Patienten mit Blasentumor vor Zystektomie die Detektion von Lymphknoten- und Fernmetastasen in Korrelation mit dem postoperativen histologischen Untersuchungsbefund oder der klinisch-bildgebenden Nachsorge untersucht. Hierbei zeigte sich eine Verbesserung der Sensitivität im Lymphknotenstaging durch die 18F-FDG-PET von 45 auf 69 % bei annähernd gleichbleibender Spezifität von 98 bzw. 95 % und eine moderate Verbesserung in der Detektion von Fernmetastasen von 41 auf 54 % bei Spezifitäten von 97 bzw. 98 %. Die Autoren schlussfolgern, dass das Hinzufügen der 18F-FDG-PET zur CT zwar eine Verbesserung darstellt, allerdings wohl nicht die Mehrkosten rechtfertigen kann.
Zu demselben Ergebnis im Lymphknotenstaging kommen Jeong et al. und Swinnen et al., die 61 bzw. 51 Patienten mittels 18F-FDG-PET/CT und nachfolgender radikaler und Template-basierter Lymphadenektomie untersuchten. Sowohl auf Patienten- als auf Felderbasis konnte kein signifikanter Mehrwert der 18F-FDG-PET/CT zur alleinigen CT demonstriert werden.

Werden ausschließlich Blasenkarzinompatienten mit einem Hochrisikoprofil (cT3/T4, präoperative Hydronephrose oder histologische Risikofaktoren) untersucht, zeigen einige Studien jedoch, dass bei diesen ausgewählten Patienten mithilfe der PET in einem Prozentsatz zwischen 20 und 27% eine Änderung der Therapiestrategie erzielt wurde.

Ähnliche Ergebnisse wie mit 18F-FDG zeigen sich für die PET mit 11C-Cholin. Während beispielsweise zwei Studien einer italienischen Arbeitsgruppe um Brunocilla und Graziani im primären Lymphknotenstaging bei 26 Patienten und im Rezidivstaging bei 25 Patienten eine Verbesserung der Sensitivität im Vergleich zur CT beschrieben, konnten Maurer et al. (Eur Urol. pii: S0302-2838(15)00376-0.) in einer eigenen Studie mit 44 Blasenkarzinompatienten diese positiven Ergebnisse hinsichtlich des Lymphknotenstagings vor Zystektomie nicht nachvollziehen. Sowohl eine patienten- als auch felderbasierte Auswertung mit Korrelation zur Histologie ergab keine substantiellen Unterschiede zwischen dem alleinigen CT-Datensatz und der 11C-Cholin-PET/CT. Hinsichtlich der prognostischen Einschätzung zeigte sich ebenfalls kein Unterschied zwischen der 11C-Cholin-PET/CT und der alleinigen CT-Untersuchung bei diesen Patienten (Maurer et al. Urol Int 93:207–213).

Auch eine vergleichende Studie von 11C-Cholin-PET mit der 18F-FDG-PET fand keine signifikante Überlegenheit für einen der beiden Tracer:
Golan S, Sopov V, Baniel J et al (2011) Comparison of 11C-choline with 18F-FDG in positron emission tomography/computerized tomography for staging urothelial carcinoma: a prospective study. J Urol 186:436–441

Maurer et al. kommen in ihrer Übersichtsarbeit 2015 zu dem Schluss, dass insgesamt die PET-Diagnostik mit den derzeit verfügbaren Tracern beim Blasenkarzinom keine Standarddiagnostik darstellt, da gerade kleine metastatische Absiedlungen nur unsicher detektiert werden können.
Bei Patienten, die ein muskelinvasives Blasenkarzinom und zugleich ein Hochrisikoprofil aufweisen, könne jedoch möglicherweise die PET-Diagnostik von diagnostischem Nutzen sein, wobei die beste Datenlage für den Tracer 18F-FDG existiere.

Anders die Darstellung bei Dr. W.P. Fendler, V. Wenter, C.G. Stief, C. Gratzke, P. Bartenstein , Der Urologe 2015/7: 1025-1037:
"Metastasen des Blasenkarzinoms können mit PET mit relativ hoher Genauigkeit detektiert werden, wohingegen eine Beurteilung der Blasenwand aufgrund der Ausscheidung des Radiopharmakons über Nieren und ableitende Harnwege nur eingeschränkt möglich ist."

Die englische Leitlinie "Bladder cancer: diagnosis and Management" enthält folgende klare Empfehlung:
"Consider fluorodeoxyglucose positron emission tomography (FDG PET)‑CT for people with muscle‑invasive bladder cancer or high‑risk non‑muscle‑invasive bladder cancer before radical treatment if there are indeterminate findings on CT or MRI, or a high risk of metastatic disease (for example, T3b disease)."

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